DER RECHTE RAND : Neues Gegen-Gedenken
Jahr für Jahr lässt sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg am Sonntag Ende Juli oder Anfang August dasselbe Schauspiel beobachten: Rechtsradikale versammeln sich am Mahnmal für den „Hamburger Feuersturm“ von 1943, halten Reden und legen Kränze nieder. Gedenkfeiern sind nach Bestattungsgesetz und -verordnung grundsätzlich erlaubt. Nur nicht zu laut dürfen NPD, DVU und Kameradschaften aufmarschieren.
Dieses Jahr aber wird ihnen am „Bombenkreuz“, an dem etwa 34.000 Menschen, Opfer der „Operation Gomorrha“, begraben liegen, das Beklagen der deutschen Opfer des Zweiten Weltkriegs und das ständige Warnen vor dem „ewigen Schuldkult“ erschwert. Vom 25. Juli bis 16. August richtet ein Bündnis das Ohlsdorfer Friedensfest aus, „als Reaktion auf die rechtsextremen Aktivitäten“, sagt Christian Welniak vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Erinnert werden soll nun daran, dass „die Katastrophe durch die nationalsozialistische Herrschaft ausgelöst wurde“.
Das dürfte der rechten Szene wenig gefallen. Gerade beim „Kampf ums Erinnern“ sind ihre Reihen fest geschlossen. Alleine der Urlaubszeit war es geschuldet, dass zu dem Friedhof meist nur knapp 60 Rechte kamen.
Auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei erklärte der Senat von CDU und Grüne: „Die Veranstaltungen und die dort gehaltenen Reden sind Teil der revisionistischen Bestrebungen von Rechtsextremisten“. Die Friedhofsverwaltung hatte das bislang abgestritten. Die Rechten hatten sich unter anderem als „Verein zur Erhaltung von Denk- und Ehrenmälern e.V.“ getarnt.
Nun wirbt die Verwaltung für die neuen Festveranstaltungen. „Jetzt treten staatliche Einrichtungen und antifaschistische Initiativen dem rechte Gedenken entgegen“, sagt Wolfgang Nacken vom „Mobilen Beratungsteam“.
Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland