: Radikal-Sanierung bei Bremens Kliniken
Damit die kommunalen Bremer Kliniken überleben und die höheren Tarifgehälter bezahlt werden können, will der neue Klinikchef rund 1.000 Stellen abbauen. Die Betriebsräte signalisieren Verständnis für die Radikal-Kur
Bremens kommunale Kliniken sollen nicht privatisiert werden. Das ist das Ziel des neuen Chefs der Holding, in der die vier kommunalen Kliniken zusammengefasst sind. In dieser Woche erklärte Diethelm Hansen, der knapp vier Wochen im Amt ist, auf mehreren Mitarbeiterversammlungen, was das bedeutet: Abbau von rund 1.000 der derzeit 5.670 Vollzeit-Stellen. Andernfalls drohten der Krankenhausgesellschaft „Gesundheit Nord“ (Geno) bis zum Jahre 2015 kumuliert 140 Millionen Euro Schulden – und damit der Konkurs. Allein die jüngst vereinbarten Tariferhöhungen schlagen mit rund sechs Millionen pro Jahr zu Buche. Die seien gesichert – wenn die Belegschaft den Schrumpfkurs mitmache, warb der neue Chef.
Hansen schlugen nirgends Pfiffe entgegen. Hin und wieder bekam er sogar Beifall trotz seiner bitteren Botschaft. Die Betriebsräte signalisierten, dass sie ganz viele Fragen hätten – aber das Sanierungskonzept nicht insgesamt infrage stellen wollten. Sie waren sprachlos angesichts der Botschaft, dass die bremischen kommunalen Kliniken rund zwölf Prozent mehr Personalkosten haben als der Bundesdurchschnitt der Kliniken, was sich auch darin ausdrückt, dass auf eine Arbeitskraft in Bremen 20 Prozent weniger Patienten-Pflegetage kommen als im Durchschnitt. In Großstädten wie Berlin oder Hamburg liegen die Zahlen allerdings auch über dem Bundesdurchschnitt.
Die Bremer Klinikleitungen wollen die Notbremse ziehen: Kleinere Stationen werden noch dieses Jahr fusioniert. Es soll einen Einstellungsstopp geben. Befristete Verträge laufen generell aus. Kein Azubi darf damit rechnen, übernommen zu werden. Nur so, das betonte der neue Kliniken-Chef immer wieder, könnten die Kosten der Tariferhöhungen finanziert werden.
Im Bremer Klinikum „Mitte“ (KBM), der größten der Kliniken, will Hansen am stärksten rationalisieren. Vier Jahre lang hatte das Klinikum die Krankenhauspolitik mit der Frage beschäftigt, ob ein Teilneubau, der die alten Pavillons ersetzen soll, über eine Kooperation mit privaten Investoren realisiert werden soll. Mit dem Neubau sollte im Jahre 2013 das hohe Defizit abgebaut werden.
„Da macht es in den Kurven plumps“, spottete Hansen über diese Pläne. Ein „Mythos“ sei die Geschichte mit dem Neubau gewesen. Denn der Neubau würde nur rund zehn Prozent des erforderlichen Einsparvolumens bringen, und mit dem Hinweis auf den Neubau sei jahrelang nichts getan worden, während bundesweit die Kliniken ihre Rentabilität verbessert hätten.
Bei den Bremer Klinikleitungen gibt es einen Generationswechsel. Zwei aus der Privatwirtschaft geholte Chefs, auf die der Bremer Senat vor vier Jahren seine Hoffnung gesetzt hatte, sind entlassen worden: Der eine sitzt im Knast, gegen den anderen ermittelt die Staatsanwaltschaft.
„Wenn die Zahlen so stimmen, dann ist das notwendig“, urteilte der Betriebsratsvorsitzende von Bremen-Ost, Lothar Schröder, über den geplanten Stellenabbau. Das Klinikum Links der Weser steht besser da. Dort sollen in diesem Jahr nur zehn Stellen wegfallen. „Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass die Operation gelingen könnte“, lobte der dortige Klinik-Chef Peter Stremmel die neue Leitung. KAWE