: Zug der Erinnerung auf dem Abstellgleis
ROLLENDE AUSSTELLUNG Die Deutsche Bahn untersagt den Halt des Zuges im zentralen Bahnhof von Walsrode. Die Ausstellungsmacher werfen der Bahn vor, das Gedenken an die Opfer der Deportationen zu behindern
Der „Zug der Erinnerung“, der über die Deportationen von Kindern während der Nazi-Zeit durch die Reichsbahn informiert, konnte gestern nicht wie zunächst geplant im zentralen Bahnhof der niedersächsischen Kleinstadt Walsrode halten. Stattdessen stoppte er auf einem Nebengleis des kleinen, am Stadtrand gelegenen Gewerbebahnhofs Vorwalsrode, der von einem privaten Bahnunternehmen betrieben wird. Von dort gab es einen Shuttle-Verkehr ins Stadtzentrum.
Das für die Region zuständige Bremer DB-Management habe dem „Zug der Erinnerung“ die Bahnhofseinfahrt in Walsrode verweigert und dafür „wechselnde technische Begründungen“ gegeben, sagte der Vorsitzende des Trägervereins, Hans-Rüdiger Minow, der taz. Unter anderem seien betriebliche Mängel der Gleisanlagen „vorgeschützt“ worden. Auch in Schwarmstedt, wo der Zug an diesem Freitag Station machen will, habe die Deutsche Bahn zunächst versucht, das Gedenken an die Deportationsopfer zu behindern.
Minow sagte, er unterstelle keinem Bahn-Vorstand oder -Mitarbeiter schlechte politische Absichten, wohl aber „betrieblich-technische Ignoranz“. Die Reichsbahn habe die Deportierten unter betrieblichen Aspekten transportiert. Heute behandele die Deutsche Bahn den Erinnerungszug ebenfalls unter rein betrieblichen Gesichtspunkten.
Ein Bahnsprecher bedauerte die „Unstimmigkeiten“. „Wir haben kein Interesse an einem Konflikt“, sagte er. Die Schwierigkeiten in Walsrode und anderen Orten in der Lüneburger Heide seien darauf zurückzuführen, dass es dort jeweils nur zwei betriebene Gleise gebe. „Wenn auf einem ein Zug steht, fallen die regulären Züge aus.“
Bereits im vergangenen Jahr hatte es Streit zwischen Initiatoren und Bahn AG gegeben. Teilweise forderte das Unternehmen die Zahlung von Nutzungs- und Bewachungsgebühren. Im Juli spendete die Bahn dem „Zug der Erinnerung“ allerdings 175.000 Euro. REIMAR PAUL