: Lieber arbeitslos als pleite
Wenig Protest gegen Stellenabbau bei Bremer Kliniken. Holding-Chef: Rationalisierungen verhindern Insolvenz
Die Situation ist verblüffend: Rund 1.000 Stellen sollen an den vier kommunalen Bremer Kliniken in den nächsten zwei Jahren abgebaut, in Bremen Mitte zusätzlich mutmaßlich vier Stationen geschlossen werden. Der Widerstand von Betriebsrat und Gewerkschaft des am härtesten betroffenen Klinikums Mitte gegen die Sparpläne der Geschäftsführung fällt dennoch reichlich zahm aus.
Laut den Angaben der Holding liegen die Personalkosten an den Bremer Kliniken rund 12 Prozent über dem Bundesschnitt. Zusätzlich ist die Auslastungsquote weit geringer als die bundesweit üblichen 88 Prozent. Um die – laut Geschäftsführer Diethelm Hansen – „rasante Talfahrt der öffentlichen Krankenhäuser zu stoppen“ seien Stellenkürzungen daher unvermeidbar.
Protest gegen die Sparpläne werden derzeit weder von Gewerkschaft noch Betriebsrat organisiert. Stattdessen kritisieren sie Detailfragen. So bemängelt Thomas Uhlig, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender am Klinikum Mitte (KBM), dass „bisher kein inhaltliches Konzept zum Stellenabbau beim Pflegepersonal vorhanden ist“. Seit 2004 hat die Klinik-Holding an junge Nachwuchskräfte nur noch zeitlich befristete Arbeitsverträge vergeben. „Wenn 2012 die letzte befristete Stelle ausläuft, liegt der Altersdurchschnitt beim Pflegepersonal bei Mitte 50“, so Uhlig zur taz. Die schwere körperliche Arbeit führe unter Pflegekräften zu einer Frühinvaliditätsrate von gut 40 Prozent, „übertroffen wird diese Quote nur noch von Dachdeckern“.
Für Uwe Schmid, Ver.di-Gewerkschaftssekretär und Mitglied des Aufsichtsrates im KBM, steht fest, dass die Verantwortung für die desolate Lage der Kliniken beim Senat liegt. Seit mehreren Jahren seien die Krankenhäuser chronisch unterfinanziert. So soll sogar der „sinnvolle und notwendige Ausbau des Klinikums Mitte letztlich aus den Etats der Krankenhäuser erwirtschaftet werden“.
Dementsprechend lakonisch sein Fazit: „Die aktuellen Sparpläne sind zwar ein Übel, aber sie sind das geringere Übel.“ Wirkliche Kampfbereitschaft klingt anders. Tiemo Rink