: Das St. Pauli-Theater zu Gast im CCH
Am Sonntag entscheiden die Mitglieder des FC. St. Pauli im vereinsinternen Machtkampf. Bleibt das Präsidium um Corny Littmann im Amt, siegt der Aufsichtsrat oder überleben am Ende gar beide Streitparteien?
Es ist ein klassischer Showdown: Nach wochenlangen Querelen haben am Sonntag im CCH die Mitglieder des FC St. Pauli die Chance, die Weichen für die Zukunft des Clubs zu stellen. Präsidium oder Aufsichtsrat weg, lautet die Frage – oder bleiben am Ende gar beide?
Im Zentrum der Versammlung stehen ein „Konsensantrag“, der von vielen Abteilungen des Clubs unterstützt wird, sowie mehrere Abwahlanträge gegen die sieben Aufsichtsräte des Vereins. Der Dringlichkeitsantrag sieht vor, dass beide Gremien zunächst im Amt bleiben. Problem des Antrags, der nur diskutiert werden kann, wenn sich zwei Drittel der Anwesenden für eine Befassung aussprechen: Rat und Präsidium, zwischen denen das Tischtuch zerschnitten ist, könnten sich weiter bekriegen; der für den Erhalt der Spiellizenz notwendige Neubau der Südtribüne bis zum Sommer könnte an einer Blockade der Räte scheitern. Aufsichtsrat Tay Eich hat bereits angekündigt, einem für die Finanzierung notwendigen Darlehensvertrag werde der Rat „nur über meine Leiche“ zustimmen.
Zudem will Vizepräsident Markus Schulz in jedem Fall am Montag aus dem Amt scheiden und auch der zweite Littmann-Stellvertreter Klaus Rummelshagen gilt als amtsmüde. Allerdings überlegt nach taz-Informationen auch mindestens einer der Aufsichtsräte, am Sonntag sein Amt niederzulegen. Amateurvorstand Olaf Wuttke wirbt trotzdem für diesen Antrag: „Diese Lösung verpflichtet beide Streitparteien eindeutig, in Zukunft nicht mehr gegeneinander zu arbeiten und sich gegenseitig zu blockieren“.
Kommt der Dringlichkeitsantrag nicht durch, werden sich die Aufsichtsräte den Abwahlanträgen stellen müssen. Da die Abwahlhürde ebenfalls bei einer Zweidrittelmehrheit liegt, ist der Ausgang vollkommen ungewiss. Denn die meisten Räte kommen aus der „Abteilung Fördernde Mitglieder“ (AFM), in der 3.000 der insgesamt 5.200 Mitglieder organisiert sind. Werden vier der sieben Räte abgewählt, ist der gesamte Aufsichtsrat geplatzt.
Als sei das Club-Chaos nicht schon unübersichtlich genug, wurde von interessierter Seite via Hamburger Abendblatt ein alternatives Stadionprojekt in die Öffentlichkeit gepusht, das bereits 2006 vom Verein abgelehnt worden war. Problem des 60-Millionen-Euro-Projekts, in das der Reeder Bertram Rickmers investieren will: Es entspricht nicht den Vorgaben, an die der Hamburger Senat seinen Millionenzuschuss für den Stadionneubau gebunden hat, könnte mangels Baugenehmigung nicht kurzfristig verwirklicht werden und würde den Verein mit einer Jahresmiete von rund 850.000 Euro belasten– mehr als ein Drittel seines Gesamtetats. Kein Wunder also, dass das Präsidium den Neuaufguss als „durchsichtiges Wahlkampfmanöver“ abbucht. Marco Carini