Ausländerhass : Auch in Berlin ist die Lage ernst
Wie schön: Berliner sind einer aktuellen Studie zufolge von allen Bundesländern am wenigsten fremdenfeindlich. Überraschen dürfte dieses Ergebnis nicht, sind Vorbehalte gegenüber Ausländern doch vor allem dort verbreitet, wo die Menschen am wenigsten Kontakt zu Nichtdeutschen haben, also im ländlichen Raum. Und Berlin ist ja bekanntlich eine weltoffene Stadt. Dabei ist dieses Ergebnis alles andere als erfreulich. Auch in Berlin finden 36,9 Prozent der Befragten, dass in Deutschland zu viele Ausländer leben. Konkret heißt das: Mehr als jeder dritte Berliner ist ausländerfeindlich.
Kommentar von FELIX LEE
Damit liegt Berlin zwar unter dem bundesweiten Durchschnitt von 48,5 Prozent. Im Spitzenreiterland Mecklenburg-Vorpommern wünschen sich 63,7 Prozent, dass Ausländer abgeschoben gehören, wenn hierzulande Arbeitsplätze knapp werden. Und bei unseren Nachbarn in Brandenburg finden 58,2 Prozent diese Aussage zutreffend.
Doch die Studie des Bielefelder Konfliktforschers Wilhelm Heitmeyer zeigt, wie beschränkt und borniert selbst viele Berliner inzwischen über ihre nichtdeutschen Mitmenschen denken.
Bei diesem Drittel handelt es sich keineswegs um den rechten Abschaum des politischen Spektrums in irgendwelchen besonders miesen Gegenden Lichtenbergs oder Marzahns. Das Schüren von Terrorismusangst, eine zunehmende Islamfeindlichkeit, aber auch die Angst vorm sozialen Abstieg hat längst dazu geführt, dass auch die soziale Mitte – bisher Garant von politischer Stabilität – nach Sündenböcken sucht.
Wer sich darüber freut, dass Berlin mit 37 Prozent von allen Bundesländern noch am wenigsten fremdenfeindlich ist, hat nicht begriffen, wie ernst es um die Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung inzwischen bestellt ist – gerade auch in der Hauptstadt.