: Flugzeug mit strahlender Fracht
Rund 200 Kilogramm angereichertes Uran sollen im Dezember aus dem ehemaligen Forschungsreaktor Rossendorf auf dem Luftweg nach Russland gebracht werden. Wie gefährlich das ist, darüber sind sich auch die Atomkraftgegner nicht einig
VON STEPHAN KOSCH
200 Kilogramm Uran könnten am 1. Dezember in Dresden in die Luft gehen. Zumindest liegt beim Bundesamt für Strahlenschutz ein entsprechender Antrag für den Transport des Materials per Flugzeug in die Forschungsanlage Podolsk bei Moskau vor. Dort soll das Uran aus dem früheren DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden wieder nutzbar gemacht werden. Die Kosten für den Transport liegen bei rund 1 Million Euro. In Rossendorf lagern noch aus DDR-Zeiten rund 4,5 Tonnen angereichertes Uran.
Erst im Oktober gingen 1,2 Tonnen Uran per Schiff und Lkw nach Kasachstan. Die jetzt zu transportierende Menge stammt aus Russland und muss einem internationalen Abkommen zufolge auch wieder von dem Ursprungsland zurückgenommen werden. Bei dem Material handelt es sich nach Angaben des Vereins für Kernverfahrenstechnik und Analytik, der für den Rückbau in Rossendorf zuständig ist, um unbestrahltes Restmaterial mit geringer Strahlung. Deshalb seien zum Beispiel Castor-Behältnisse nicht vorgesehen. Der Anteil des spaltbaren Urans liege bei 36 Prozent, so dass das Material auch nicht für den Bau von Atombomben verwendet werden kann. Dazu müsse der spaltbare Anteil bei 99 Prozent liegen.
Allerdings kann auch auf 36 Prozent angereichertes Uran für den Bau von sogenannten „schmutzigen Atombomben“ genutzt werden, warnte Greenpeace-Experte Heinz Smital am Wochenende in der Berliner Morgenpost. Die Umweltorganisation sei generell gegen solche Transporte per Flugzeug, da die Folgen im Falle eines Absturzes nicht vorhersagbar seien.
Der geplante Transport ist nicht der erste, bei dem Uran durch die Luft in die Ursprungsländer zurückgebracht wird. In Tschechien, Lettland und Ägypten sind bereits Flugzeuge mit entsprechender Fracht nach Russland gestartet, und auch das Bundesamt für Strahlenschutz hat schon in diesem Jahr Urantransporte auf dem Luftwege gestattet. Allerdings handelte es sich dabei um Uran mit deutlich schwächerer Anreicherung.
Es gibt auch Atomkraftgegner, die mit Blick auf den zu erwartenden Flug gelassen bleiben. Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe sagte der taz, dass die Gefahr, dass das Material in falsche Hände falle, bei einem Transport auf dem Landwege viel größer sei. Bei der Abwägung der Risiken sei der Lufttransport für Mengen mit vergleichsweise geringer Strahlung – anders als zum Beispiel bei reinem Plutonium – nach seiner Einschätzung die bessere Alternative. Und grundsätzlich sei es wichtig, dass das noch in Rossendorf lagernde Uran möglichst bald abtransportiert wird, sagt Rosenkranz.