: Vision vom Auto zum Aufladen
Bochumer Nachwuchsforscher sehen die Zukunft des Autos im Elektroantrieb. Die deutsche Industrie hinkt bei umweltverträglichen Autos in Serienproduktion hinterher. Biotreibstoffe sind für Massenherstellung ungeeignet
aus BOCHUM TIMO NOWACK
Benzin wird teurer und Feinstaub bedroht die Gesundheit. Alternative Automobiltechnologien scheinen gefragter denn je. Drei Bochumer Studenten forschten deshalb in diesem Sommer an einer Elite-Uni in den USA am Auto der Zukunft. Derweil droht die deutsche Autoindustrie manchen Trend zu verschlafen.
Unter den zehn umweltverträglichsten Autos der Welt befindet sich nur ein Fahrzeug aus deutscher Herstellung. Dies zeigt die aktuelle Umweltrangliste des Verkehrclubs Deutschland e.V. (VCD). Der VCD bewertete 350 Autos nach Schadstoffausstoß, Lärm und Verbrauch. Spitzenreiter sind Fahrzeuge aus Japan mit Hybridantrieb, die je nach Bedarf mit einem üblichen Verbrennungsmotor oder Elektroantrieb fahren.
„Hybridantriebe sind aber nur ein Übergangsschritt“, sagt Thomas Danne, einer der drei Mechatronik-Studenten der Fachhochschule Bochum, die diesen Sommer auf Einladung des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston forschten. Zusammen mit etwa 60 anderen Ingenieuren aus aller Welt suchten sie nach Alternativen in der Automobiltechnologie. „Irgendwann ist das Öl alle und die Leute müssen sich Gedanken machen, womit sie fahren“, sagt Danne. Sein Studienkollege Kai Skolik ergänzt: „Je eher, desto besser. Irgendwann schließe ich mein Auto dann abends zum Aufladen an die Steckdose an.“
Skolik baute am Massachusetts Institute ein Auto mit Brennstoffzelle. Bei dieser Technik wird der Wagen mit Wasserstoff angetrieben, der mittels einer Brennstoffzelle einen Elektromotor speist. Sein Studienkollege Thomas Gockeln entwickelte in den USA einen „Cityflitzer“, der mit Batterien fährt. Beide Studenten sehen die Zukunft des Autos im Elektroantrieb. „Er ist leise, sehr effizient und verursacht keinerlei Emissionen“, erklärt Gockeln.
Dabei sei nicht an langsame Kleinstwagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern zu denken. „Das Elektroauto, das wir am MIT gebaut haben, ist auf eine Höchstgeschwindigkeit von 120 ausgelegt. Da ist alles möglich.“ In den USA habe man Ihnen einen Sportwagen vorgeführt, der komplett zum Elektroauto umgebaut und leistungsstärker war als mit seinem vorherigen Verbrennungsmotor. Ein Elektromotor sei mit Sicherheit die Basis zukünftiger Autoantriebe, ist sich Kai Skolik sicher. „Die Frage, ob sich dann Batterien, Brennstoffzellen oder andere Techniken durchsetzen, ist aber offen.“
Andere alternative Antriebe betrachten die Studenten mit mehr Skepsis. Biotreibstoffe seien für die Massenherstellung nicht geeignet, Erdgas als fossiler Brennstoff keine wirkliche grüne Alternative, und Solarzellen bräuchten zu viel Platz für ein alltagstaugliches Auto. „Trotzdem ist alles effizienter als der herkömmliche Verbrennungsmotor“, betont Kai Skolik.
Doch auch der von den Bochumer Studenten favorisierte Elektroantrieb bringt Schwierigkeiten mit sich. Bei Batterien läge das Problem etwa in der relativ langen Ladezeit von zwei bis drei Stunden. „Da kann man nicht einfach in ein paar Minuten voll tanken“, sagt Skolik. Dazu komme das Problem des Gewichtes bei Batterien mit langer Laufzeit. „Beim Wasserstoff stellt sich die Frage, wie man ihn herstellt“, erklärt Danne. Es sei nicht technologisch schwierig, brauche aber einen sehr hohen Energieaufwand und sei somit ein Verlustprozess.
Probleme zu lösen gibt es also zur Genüge, und so sollen im nächsten Jahr wieder junge Wissenschaftler am Automobil der Zukunft forschen. Dann aber mit dem ausdrücklichen Ziel, ein Kraftfahrzeug zu bauen, das zur Serienreife taugt. Denn erst Serienproduktion macht die hochpreisigen Komponenten wie Brennstoffzellen kostengünstiger und entsprechende Fahrzeuge für den Otto-Normal-Verbraucher erschwinglich.
So scheint ein Auto mit alternativer Technologie für die jungen Forscher privat erst einmal nicht in greifbarer Nähe zu sein, wie Thomas Gockeln feststellt: „Ich fahre einen normalen Golf, aber den werde ich in den nächsten Wochen verkaufen und steige um auf die Bahn.“