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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum bittet die Bahn bei Verspätung um Verständnis statt um Entschuldigung? (28. 9.)

Das Wort „Entschuldigung“ beinhaltet das Eingeständnis von Schuld; wer will das schon? Für Verständnis bittet man bei Vorfällen höherer Gewalt: mit anderen Worten: Tut uns leid, wir können aber nichts dafür.

Rolf Bechmann, Bad Staffelstein

Die Begründung für die tatsächlich ungewöhnliche Wortwahl liegt auf der Hand und ist, wie so oft bei der DB, finanzieller Natur. Mit der Bitte um „Verständnis“ stellt die Bahn ihre häufigen Verspätungen nämlich als einen unvermeidbaren Bestandteil des Schienenverkehrs dar und lehnt gleichzeitig jede Verantwortung für etwaige „Folgeschäden“ aufseiten der Fahrgäste ab. Würde sie ihre Kunden hingegen um „EntSCHULDigung“ bitten, stünde sie ihr organisatorisches Unvermögen ein und brächte die Reisenden noch dazu womöglich auf die dumme Idee, Entschädigungsforderungen zu stellen.

Malte Borgmann, Hamburg

Die Bahn bittet weder im Verständnis noch um Entschuldigung. Die Bahn erklärt in ihren verspäteten Zügen per unwidersprechliche Durchsage: „Wir entschuldigen uns.“ Die Reisenden haben gar keine Chance, ein erbetenes Pardon entweder zu gewähren oder zu verweigern. Die Ent-Schuldigung übernimmt die Bahn gleich selbst. Nicht nur sprachlich ein Unding. Aldo Lindhorst

Weil Verständnis nur uns Kunden was kostet und zudem letztlich die unsichtbare Hand des Marktes in ihrer unendlichen Weisheit an der Verspätung schuld sein dürfte.

Felix Welkmann, Wuppertal

Heutzutage muss die Bahn AG viel Geld sparen, um börsenfit zu werden. Geld spart sie am einfachsten mit Personalkürzungen und der Vernachlässigung der Pflege der Wagen und Gleise. Wenn es dann materialbedingte Verspätungen gibt (was die Bahnpressesprecher dann als selbstmordbedingte Verzögerungen deklarieren), handelt es sich hier um höhere Gewalt, wofür die Bahn AG nichts kann und deshalb auch nicht um Entschuldigung betteln muss!

Andromedar Nebel

Das ist doch schon rein sprachlich klar: Verständnis zeigt man/frau dafür, dass etwas eben so sein muss, wie es ist, entschuldigen tut man/frau etwas, woran jemand Schuld trägt. Mit einer Entschuldigung würde die Bahn somit einräumen, dass sie die Schuld an der Verspätung trägt. Wobei ich ja immer der Meinung war, dass man/frau Verständnis auch nur dann zeigen kann, wenn man/frau etwas verstanden hat, es einem/r also vorher begründet oder erklärt wurde.

Georg Litty, Unterjesingen

In der Sprache der Psychologie heißt das „Verstrickung“: Ich mache mein Problem zu deinem. Wenn man sich entschuldigt, ist die Sache klar: Ich hab’s vermasselt, bitte den anderen um Entschuldigung, die gewährt wird oder auch nicht. Das ist ein einfacher Vorgang in höchstens zwei Schritten.

Bei der Verstrickung sorge ich dafür, dass der andere meine Perspektive einnimmt: „Ich wäre ja gern pünktlich gewesen, aber, weißt du, mein Freund ist doch so krank, und da musste ich noch zur Apotheke, ich konnte das Medikament aber nicht bezahlen, diese Rezeptgebühren, und ich bin ja arbeitslos …“ Dann ist man schon kurz davor, dem anderen Geld anzubieten, jedenfalls hat man das Thema gewechselt und bleibt auf seinem Ärger sitzen, der eben nicht gewürdigt und damit gegebenenfalls ausgeräumt werden kann – durch eine Entschuldigung unter Erwachsenen. Sondern der quasi untergepflügt wird, mittels interessanter, dramatischer, möglichst schlimmer Geschichten, die Verständnis erzwingen, indem sie in jedem Fall den Anlass des Ärgers überbieten.

Ich habe nie so oft von „auf den Gleisen spielenden Kindern“ gehört wie seit der neuen Sprachregelung der Bundesbahn. So viele Kinder gibt’s gar nicht mehr. Aber der Sprachtrick entspringt wahrscheinlich einem Beraterhirn, das eben nicht dafür bezahlt wird, über die Reduzierung von Verspätungen und anderen Pannen nachzudenken, sondern darüber, wie die Kunden möglichst schnell von ihrem Ärger abgelenkt werden. „Spielende Kinder“ klingt dramatisch, nach Lebensrettung – was sind zwanzig Minuten Verspätung gegen ein totes Kind auf dem Gleis? Wer will denn da noch maulen? Ein typischer Fall von Verstrickung.

Elke Schmitter, Berlin

Weil ihr das Schuldbewusstsein fehlt!

Margot Brünner, Reichertshofen

Eine Entschuldigung erfolgt, wenn ein Missstand passierte, der nicht wieder vorkommen soll. Verspätungen sind bei der modernen Bahn mit ihren überehrgeizigen Fahrplänen systemimmanent. Jürgen D. Mueller, Hannover

Weil die Bahn ein Staatsbetrieb ist und der Staat sich noch nie für irgendwas entschuldigt hat.

Martin Schatke, Hamburg

Weil die Kunden der Bahn mittlerweile kein Verständnis mehr für die vielen und langen Verspätungen haben. Wer entschuldigt sich permanent, ohne etwas zu ändern?

Jürgen Radowitz, Quickborn

Was ist das Pendant zur „First Lady“? (29. 10.)

„The Last Gentleman“. Demnächst bestimmt ein stimmungsvoller englischer Film aus dem fin de siècle mit Anthony Hopkins und Emma Thompson.

Rolf Bechmann, Bad Staffelstein

Vielleicht der „Letzte Depp“, the „Last Hero“ oder der „Premiermi(ni)ster“?

Andromedar Nebel

„The Last man!“ oder einfach „The Last“! Margot Brünner, Reichertshofen

Das Alphatier! Jürgen Senge, Schwelm

„Prof. Joachim Sauer“ natürlich, auch „das Phantom der Oper“ genannt (weil er sich neben seiner Frau Angela ausschließlich bei den Festspielen in Bayreuth und Salzburg zeigt).

Roland Weber, Hamfelde

When my wife Elizabeth II. and I. visited Papua New Guinea back in 1982, the pidgin-talking people and the newspapers called me „Man belong Misis Queen“.

Prince Philipp Mountbatten, London

Die Entsprechung zu „First Lady“ ist „First Gentleman“. Begründung: Als englische Anrede ist „ladies and gentlemen“ gebräuchlich. Georg Doerry

„Der letzte Penner“ unbekannt

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