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Archiv-Artikel

Wien startet Energiespar-Offensive

Mit mehr als 100 verschiedenen Programmen soll jährlich ein halbes Prozent weniger verbraucht werden

WIEN taz ■ Die österreichische Hauptstadt setzt ein umfangreiches Energiespar-Programm um: Bis 2015 will die 1,7-Millionen-Metropole ihren Energieverbrauch jährlich um ein halbes Prozent – oder 180 Gigawattstunden – drosseln. Was wenig klingt, aber viel ist: Zwischen 1993 und 2003 stieg der Wiener Energieverbrauch um durchschnittliche 2,4 Prozent pro Jahr.

Der Startschuss für das Energiespar-Programm fiel Ende Juni: Zwei Jahre lang hatten Behörden und Wissenschaft – darunter das Garchinger Max-Planck-Institut für Plasmaphysik – untersucht, wie viel wie in welchen Bereichen eingespart werden kann. Mehr als 100 Einzelmaßnahmen sind nun angelaufen.

„Wenn einerseits Energiepreise auf dem Weltmarkt und andererseits der Bedarf kontinuierlich steigen, muss man sich die Frage stellen, wo es zusätzliche Möglichkeiten gibt, den Energieverbrauch zu verringern, ohne einen Komfortverlust in Kauf nehmen zu müssen“, erklärte Wiens Finanzstadtrat Sepp Rieder zur Begründung des Energieeffizienz-Programms. Dass der Wiener Energiehunger weiter wächst, ist allen klar. Stieg der Verbrauch von 1993 bis 2003 aber noch um 24 Prozent, soll er nun binnen zehn Jahren nur noch um 7 Prozent steigen.

In Wien regiert Bürgermeister Michael Häupl von der SPÖ mit absoluter Mehrheit. Eine der treibenden Kräfte war der grüne Stadtrat Christoph Chorherr, zu dessen Lieblingsprojekten die Errichtung sogenannter Passivhäuser zählt. Diese Gebäude, die mit einem Minimum an Energie auskommen, sollen künftig besonders gefördert werden. Auch bei der Altbausanierung gibt es enorme Sparpotenziale – Haushalte tragen mit einem Drittel den größten Anteil am Energieverbrauch. Wien will nicht nur in Fernwärme, sondern auch Fernkühlung investieren. Ein Mix aus technischen Maßnahmen und Anreizen für die Nutzer soll den erwarteten Erfolg sicherstellen.

Die Stadt Wien selbst will ihr eigenes Energiesparprogramm verstärken und 11 Prozent einsparen. Der größte Zuwachs ist im Verkehr zu erwarten. Da sind die Sparziele weniger ehrgeizig.RALF LEONHARD