: Studis machen Coke nervös
Wegen Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien wollen Studis an der Uni Köln Coca-Cola boykottieren. Der Konzern reagiert umgehend mit einem Brief an alle Studentenwerke
VON DIRK ECKERT
Bonaqua, Fanta und Sprite sollen nicht mehr auf den Tisch. Auch nicht Coca-Cola. Denn die Produkte des gleichnamigen Getränkeherstellers sind an der Kölner Universität unerwünscht: Mit großer Mehrheit hat sich das Studierendenparlament der Hochschule kürzlich für den Boykott des Coca-Cola-Konzerns ausgesprochen.
Vorbild sind die Unis in den Vereinigten Staaten. Dutzende boykottieren dort das Unternehmen, ebenso Hochschulen in Großbritannien, Kanada und Irland. Die Liste der Vorwürfe gegen den Konzern ist lang: In Kolumbien soll Coca-Cola für die Verfolgung von kritischen Gewerkschaftern und Lohndumping verantwortlich sein. Allein neun Gewerkschafter wurden dort in den letzten Jahren durch rechtsextreme Todesschwadrone ermordet. In Indien wird das Unternehmen für Umweltschäden verantwortlich gemacht. Konkret soll infolge von Brunnenbohrungen der Grundwasserspiegel gesunken sein, was zu Trockenheit führte und die dortigen Bauern ins Elend stürzte. Außerdem soll Coca-Cola die Böden mit Pestiziden verseucht haben.
Auch in Deutschland gerät Coca-Cola deswegen unter Druck. 2003 hat die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di Cola-Produkte verbannt. In Bonn und Wuppertal haben sich die Studierendenvertretungen ebenfalls der Boykott-Bewegung angeschlossen. Als nun die Kölner Uni folgte, reagierte der Coca-Cola-Konzern, der die Vorwürfe bestreitet, ziemlich schnell. Wenige Tage nach dem Kölner Beschluss schrieb Coca-Cola Deutschland einen Brief an das Deutsche Studentenwerk. „Coca-Cola mit seinen Arbeitnehmern in Deutschland“ dürfe „nicht pauschal für die politische Lage in Kolumbien verantwortlich gemacht“ werden. Das Unternehmen sei zu einer „kritischen Diskussion“ bereit. Deswegen habe Coca-Cola auch eine „unabhängige Untersuchung“ durch die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) akzeptiert, die noch in diesem Jahr durchgeführt werde.
Kritiker bezweifeln diese Unabhängigkeit allerdings. Der Berliner Schriftsteller Raul Zelik, der sich in der Boykott-Kampagne engagiert, nannte die Untersuchung gar eine „Farce“. In der ILO säßen Vertreter von Coca-Cola mit am Tisch sowie indirekt – über die Internationale Nahrungsmittelgewerkschaft IUF – Vertreter von Coca-Cola-freundlichen Gewerkschaften aus Kolumbien, kritisierte Zelik (siehe Interview).
Ob an der Uni Köln demnächst wirklich keine Cola-Produkte mehr verkauft werden, hängt jetzt vom dortigen Studentenwerk ab, das die Mensen und Cafeterien betreibt. Im August werde über das weitere Vorgehen beraten, sagte eine Sprecherin. „Wir sind in Verträgen gebunden“, dämpfte sie allerdings die Erwartungen.