: Triumph des Willi
Es tut so weh! Die allerschönsten Dichter-Anekdoten der Welt (3) – mit echten Kalauern
Als Johann Wolfgang von Goethe einmal im Walde so für sich hin ging und nichts zu suchen im Sinn hatte, sah er im Schatten eine Blume stehen. Erst wollte er sie einfach abbrechen, entschied sich dann aber dafür, sie mit allen Wurzeln auszugraben. Zu Hause pflanzte er sie im Garten ein, wo sie ganz gut gedieh.
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Dass er sich mit seinem Projekt, Homers „Odyssee“ ins Deutsche zu übertragen, eine Heidenarbeit aufgehalst hatte, merkte der Dichter Johann Heinrich Voß ziemlich bald, übersetzte aber titanisch weiter, was dazu führte, dass er sein eigenes Werk vernachlässigte, was wiederum seine Freunde, die schwärmerischen Poeten des Göttinger „Hainbundes“, zutiefst bedauerten. Voll Sorge und Mitgefühl fragte Voßens Freund Stolberg seinen heroischen Bundesbruder: „Sag mal, wie hältst du das eigentlich aus? Ich meine, macht dir das noch Spaß oder was?“ – „Na ja, es geht so“, antwortete Voß ein wenig müde, „ich sag mir immer: Homer ist, wenn man trotzdem lacht.“
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Als Heinrich Heine einmal den Rhein bereiste, „die Luft war kühl, es dunkelte und der Rhein floss ruhig“, wusste er, etwa auf Höhe Loreley, nicht, was es bedeuten sollte, dass er so traurig war. Ein Märchen aus alten Zeiten, das kam ihm nicht aus dem Sinn. Aber ob das als Erklärung wohl ausreichte?
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Dass Günter Eich mit Ilse Aichinger liiert war, passt eigentlich ganz gut.
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Nach einer Doppellesung im Schlesischen mit Gottfried Keller und Gerhart Hauptmann (der aus seinen „Webern“ vorgetragen hatte) kam es zu einer Diskussion mit dem vornehmlich aus von Arbeitslosigkeit bedrohten oder bereits davon betroffenen Webern bestehenden Publikum, aus dessen Kreis an Keller die Frage erging, was er als Außenstehender zu den lokalen sozialen Problemen zu sagen habe. Keller, eingedenk der florierenden Schweizer Textilindustrie, warb bei den Schlesiern engagiert dafür, ins Eidgenössische auszuwandern. „Und was sollen wir da?“, fragten diese lethargisch. „Na, was wohl“, konterte Keller, „natürlich Kleider machen, Leute!“
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Viel Spaß hatten bekanntlich die fidelen Expressionisten im Berlin vor dem Ersten Weltkrieg (1914–1918). Gern machte die Gruppe feuchtfröhliche Spritztouren in den Grunewald oder an den Wannsee, wo ausufernd „gebechert“ (Johannes R. Becher) wurde, bis man „stramm“ (August Stramm) war. Letzterer fiel unter einem Apfelbaum in Tiefschlaf und wurde nur knapp von einer herunterfallenden Frucht verfehlt. „Da sieht man es wieder bestätigt“, kalauerte der „angeschickelte“ (René Schickele) zu Paul Zech (!): „Der Apfel fällt nicht weit vom Stramm.“
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Wieder einmal hatte Kurt Tucholsky dem Schriftleiter der Weltbühne, Siegfried Jacobsohn, ein, diesmal unter dem Pseudonym „Ignaz Wrobel“ verfasstes, die Spitzen der Weimarer-Republik-Gesellschaft böse aufs Korn nehmendes politisches Feuilleton auf den Redaktionstisch gelegt, das so heikel war, dass Jacobsohn erhebliche Schwierigkeiten mit Zensur-, Polizei- und sonstigen Behörden befürchtete und Tucholsky bat, den Artikel ein wenig abzumildern. Tucholsky jedoch winkte ab, bezichtigte seinen Auftraggeber der Feigheit und verließ dessen Büro mit dem Hinweis: „Wo gewrobelt wird, da fallen eben Späne.“
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Der Literaturredakteur einer großen Berliner Zeitung beendete seine Rezension eines neuen Werkes von Stefan Zweig mit dem Kalauer „Zweig: astrein!“. Wenige Tage später konterte der Kollege eines Konkurrenzblattes im Rahmen einer Vicky-Baum-Besprechung: „Baum gefällt“.
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Wenn Heinrich Heine in der Nacht an Deutschland dachte, dann war er um den Schlaf gebracht. Zum Glück kam das nicht oft vor.
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Überfällig, so erinnerte der Lektor des S. Fischer Verlags telefonisch dessen Großautor Thomas Mann, sei die Abgabe des „Zauberberg“-Manuskripts und fragte an, ob denn vielleicht bald mit dem Eingang des Werkes zu rechnen sei. „Aber sicher“, antwortete Mann, „geht klar. Ich schreib’s in den nächsten Tagen rasch zu Ende, nur noch drei, vier Kapitel, und dann kriegen Sie’s sofort, absolut termingerecht, fehlerfrei und tiptop. Brauchen Sie praktisch gar nicht mehr lektorieren. Nur kurz drübergehen und durchpaginieren – zack, fertig. Ist praktisch schon im Briefkasten, versprochen! Verlassen Sie sich auf mich, ich hab noch immer jede Abmachung eingehalten. Ich sag immer: Meine Devise ist ‚Ein Mann, ein Wort‘ …“ Schön wär’s, dachte sich der Lektor, nachdem er einfach eingehängt hatte.
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Bei Gelegenheit beklagte sich der Autor Hermann Kinder bitter über die geringe Resonanz seiner Bücher bei der Literaturkritik. Harry Rowohlts Versuch, ihn mit dem Argument zu trösten, er solle diese Ignoranz nicht persönlich nehmen, denn Kinderbücher würden nun mal grundsätzlich selten rezensiert, ging eher nach hinten los.
THOMAS SCHÄFER