: Israel helfen mit deutschen Ausweisen
Und noch ein BND-Skandal zeichnet sich ab: Tarnt der Mossad seine Agenten mit deutschen Identitäten?
BERLIN taz Der Bundesregierung droht in Sachen Bundesnachrichtendienst (BND) ein neuer Skandal. Nach einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers unterstützt der BND den israelischen Geheimdienst Mossad bei der Tarnung seiner Agenten. Der BND statte Agenten des Mossad mit deutschen Personalpapieren aus, wird ein ehemaliger leitender Mitarbeiter des BND zitiert. Dabei hätten die Deutschen keinen Einfluss darauf, bei welchen Operationen der Mossad deutsche Dokumente einsetze.
Ein BND-Sprecher sagte der taz: „Natürlich gibt es eine Kooperation mit anderen Nachrichtendiensten, auch mit dem Mossad.“ Zur Frage, ob der Mossad dabei auch deutsche Dokumente erhalte, wollte der Sprecher keine Stellung nehmen. Der Austausch von Personalpapieren überrascht den Leiter des Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS), Ottfried Nassauer, wenig. „Unter befreundeten Diensten“, sagte er gestern zur taz, „ist es nicht unüblich, sich auch einmal mit Personalpapieren auszuhelfen.“ Demnach tarnen sich israelische Agenten bei heiklen Einsätzen in nahöstlichen Krisengebieten auch mit deutschen „Legenden“.
Derzeit benutze der Mossad deutsche Reisedokumente etwa bei Einsätzen im Iran. Dabei, so spekuliert das Blatt, gehe es unter anderem um eine Vorbereitung möglicher Luftangriffe auf iranische Ziele, wie sie von Israel im Atomstreit mit Teheran offiziell nicht mehr ausgeschlossen werden.
Trifft der Zeitungsbericht zu, nimmt der BND auch bewusst die Gefährdung deutscher Staatsbürger in Kauf. Die deutschen Papiere, heißt es, seien Duplikate von Deutschen, die mit großer Wahrscheinlichkeit nie ihre Heimat verlassen werden und von der „Zweitverwertung ihrer Identität keine Kenntnis“ haben. Mit solchen Ausweisen könnten Mitarbeiter des Mossad im Einsatzgebiet „lange Zeit unverdächtig arbeiten“. Früher habe der Mossad Identitäten Toter benutzt. Das sei heute angesichts des schnellen Datenaustausches „nicht mehr möglich“. Die Nutzung von Duplikaten (darunter auch Führerscheinen und Geburtsurkunden) falle nicht auf, wenn die betroffenen Deutschen sorgsam ausgesucht wurden und „Kerneuropa nie verlassen“. WOLFGANG GAST