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Neue Rekord beim Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid. Zum Aufreger wird das aber nicht
WASHINGTON taz ■ Der Ausstoß von klimaerwärmenden Treibhausgasen hat in den USA im vergangenen Jahr um 2 Prozent zugenommen. Damit ist der Ausstoß gestiegen wie lange nicht mehr: Wie das Washingtoner Energieministerium mitteilte, wurden 2004 insgesamt 7,12 Millionen Tonnen Treibhausgase wie Kohlendioxid oder Methangas emittiert. Im Jahr zuvor waren es noch 6,98 Millionen Tonnen.
Das sei eine Zunahme von 16 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990, teilte das dem Ministerium untergeordnete Amt für Energieinformationen mit. Im Jahresdurchschnitt sei die Emission von Treibhausgasen seit 1990 um jährlich 1,1 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum US-Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent im vergangenen Jahr sei die Zunahme aber verhältnismäßig gering, meinte das Ministerium.
Rund vier Fünftel der 2005 in den Vereinigten Staaten emittierten Treibhausgase waren Kohlendioxide, die aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Petroleum und Erdgas stammen. In den USA ist Kohle nach wie vor Energieträger Nr. eins – mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent.
Die Meldung über gestiegene US-Emissionen kam genau neun Tage nach dem Ende der Weltklimakonferenz im kanadischen Montreal. Dort hatten es die USA erneut abgelehnt, verbindliche Grenzwerte für die klimaschädlichen Emissionen festzulegen. Am Ende einigte sich die UN-Konferenz auf einen von Kanada vorgeschlagenen Kompromiss: Ab Mai 2006 soll nun darüber beraten werden, wie nach Auslaufen des Kioto-Protokolls im Jahr 2012 die Treibhausgas-Emissionen weiter reduziert werden können. Auf die Benennung fester Ziele und konkreter Maßnahmen wurde verzichtet. Die Fortschreibung des Kioto-Protokolls, das 150 Länder ratifiziert haben, wurde jedoch beschlossen.
Die USA haben das in diesem Jahr in Kraft getretene Kioto- Protokoll nicht unterzeichnet, weil die Administration von Präsident George W. Bush der Ansicht ist, dass die Kioto-Ziele der US-Wirtschaft Wettbewerbsnachteile bescheren könnten. Dabei sind die USA mit einem Viertel der globalen Emissionen das Land mit dem höchsten Treibhausgas-Ausstoß, gefolgt vom Weltmarkt-Newcomer China. Auch Indien verweigerte eine Unterzeichnung. Im Kioto-Protokoll verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten, die klimaschädigenden Emissionen bis 2012 um 5 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu verringern. In den USA, schätzen Experten, könnten die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2012 um rund 25 Prozent über den Stand von 1990 geklettert sein, wenn sich die gegenwärtige Entwicklung ungehindert fortsetzt.
Eine aufschreckende Meldung, könnte man angesichts der Hurrikan-geplagten USA denken. Weit gefehlt: Zwei Wochen nach „Epsilon“, dem 14. und letzten Hurrikan des Jahres, interessieren sich amerikanische Medien überhaupt nicht für das Thema. ADRIENNE WOLTERSDORF