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Archiv-Artikel

Sünden exportiert

Neue umweltökonomische Gesamtrechnung zeigt: Die Wirtschaft schont die Umwelt – jedenfalls in Deutschland

Von HG

BERLIN taz ■ Auf den ersten Blick sieht alles bestens aus: Die deutsche Wirtschaft, so das statistische Bundesamt gestern, belastet die Umwelt heutzutage weniger stark als noch vor einigen Jahren. Der Präsident der Behörde, Johann Hahlen, sagte: „Energie und Rohstoffe werden besser genutzt“. Das sei das Ergebnis der umweltökonomischen Gesamtrechnung 2005, kurz UGR.

Seit 1991 erheben die Bundesstatistiker jährlich, wie stark die natürlichen Ressourcen für die Volkswirtschaft in Anspruch genommen werden. Dazu stellen sie dem Bruttoinlandsprodukt den Verbrauch von Baumaterialien, Kohle oder Wasser gegenüber. Und weil die Statistiker so genau hinsehen, fanden sie heraus: Die Umwelt wird nur vordergründig geschont, „fürs Schulterklopfen ist es zu früh“.

Die Entwicklung hängt nämlich nicht mit einem veränderten Umweltbewusstsein der Industrie zusammen, sondern mit der schwächelnden Konjunktur. Beispiel Rohstoffe: „Hier gibt es keinen Effizienzgewinn“, sagt Karl Schroer, der die UGR leitet. Die „Rohstoffproduktivität“ habe sich nur statistisch gesteigert, weil in Deutschland weniger gebaut und weniger Steine oder Sand verbraucht wurden.

Ähnliches gilt für die Energie: Pro Kilojoule Energie wurden im Schnitt 188 Euro erwirtschaftet und damit mehr als zuvor. Die höhere Wertschöpfung, so sagt Schroer, sei aber zum Großteil dem Strukturwandel geschuldet – weg vom energieintensiven, produzierenden Gewerbe hin zu Dienstleistungen.

Die Umwelt jedenfalls darf sich etwas erholen – allerdings nur in Deutschland. Denn trotz aller Effizienz braucht die Republik nach wie vor viele Ressourcen. Der Bedarf wird zunehmend durch Importe gedeckt. Datensammler Hahlen konstatiert: „Die Umweltbelastungen werden ins Ausland verlagert.“ HG