: Wiege der Wirbelstürme
Während „Wilma“ auf Florida zurast, erwägt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten präventive Gegenmaßnahmen – manche ganz ernsthaft, andere nur aus Lust am möglicherweise Machbaren
von ARNO FRANK
Menschenleben und Nerven kosteten Hurrikane wie „Wilma“ schon immer, neuerdings kosten sie aber auch richtig viel Geld. Aber die Vereinigten Staaten wären nicht das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, wenn sie präventive Maßnahmen unversucht lassen würden.
Die Wiege aller karibischen Hurrikane liegt vor der westafrikanischen Küste, wo heiße Luft aus der Sahara südlich des Atlasgebirges wie durch einen Windkanal auf den Atlantik hinausströmt, dort auf sehr verdunstungsfreudige Wassermassen trifft und „atlantische Tropenstürme“ erzeugt, die sich in der Karibik allesamt zu Hurrikanen auswachsen können.
Die Dunstabzugshaube
Um entstehende Wirbelstürme schon im Keim zu ersticken, müsste man – theoretisch, theoretisch – nur verhindern, dass das Wasser vor Marokko in so großen Mengen verdunstet.
Möglicherweise könnte der erwünschte Effekt – theoretisch, immer theoretisch – durch quadratkilometergroße Planen oder Folien erzielt werden, die auf den betroffenen Gewässern in Küstnenähe „ausgerollt“ werden und die Verdunstung unterbinden.
Das Militär
Fraglos stehen dem Pentagon genügend konventionelle Sprengmittel zur Verfügung („Daisy Cutter“), um die entsprechenden Gebirgskämme in Nordafrika einfach zu planieren und das Problem damit umzuleiten, wohin auch immer.
Möglich wäre auch, dem aus permanentem Unterdruck resultierenden Wetterphänomen einen gewissen Überdruck entgegenzusetzten, um seine zerstörerische Kraft zu neutralisieren. Hat sich aber ein Hurrikan erstmal zur echten Bedrohung á la Wilma ausgewachsen, dürfte ihn selbst die Zündung einer Wasserstoffbombe in seinem Auge nicht mehr vom Kurs abbringen – keine Macht der Welt trennt dann mehr den „Saugrüssel“ des Ungetüms von den warmen Wassern, aus denen er sich speist.
Der Kühlschrank
Weil sich die Hurrikane über den warmen Wassern der karibischen See und des Golfs von Mexiko mit Energie aufladen, müssten die betroffenen Gewässer nur abgekühlt werden, bevor die ersten Hurrikane eintreffen. Freunde der gehobenen Science-Fiction träumen davon, zu diesem Zweck Eisberge vor Neufundland einzufangen, ins Schlepptau zu nehmen und in die Karabik zu spedieren.
Freunde des Pentagon und der US-Waffenindustrie freilich würden es lieber sehen, man belade eine Geschwader von Großraumflugzeugen mit Stickstoff oder flüssigem Sauerstoff, der, auf einen Schlag über dem Hurrikan freigesetzt, die ganze Angelegenheit auf einen schnöden Tropensturm abkühlen könnte.
Die Chemie
Zuletzt haben die Russen in diesem Sommer den Himmel über Moskau mit Silberjodid „geimpft“ und somit zum Abregnen „gezwungen“, damit kein Wölkchen den Nationalfeiertag trübe – nur gibt es auf der Welt nicht genügend große Mengen an Silberjodid, um einen Hurrikan zu irgendwas zu zwingen. Gleiches gilt für Chemikalien, die das Wasser durch Verklumpung von der Verdunstung abhalten könnten.
Die Verschwörungstheorie
Verschwörungstheoretiker gehen davon aus, dass die Hurrikane bereits das Ergebnis erfolgreicher Wetterbeeinflussung sind – und verweisen dabei erstens auf eine Studie der US-Armee von 1996 (Titel: „Owning The Weather in 2025“), zweitens auf eine militärische Versuchsanlage namens HAARP in Gokoma (Alaska), ein Antennenfeld, wo im Rahmen des SDI-Programms ganz ernsthaft an der gezielten Beeinflussung der Ionosphäre (in 40 bis 60 Kilometern Höhe) durch gezielte Bestrahlung mit elektromagnetischen Wellen geforscht wird – um so, quasi „über Bande“, jedes beliebige Territorium mit elektromagnetischen „Todesstrahlen“ zu bestreichen.
Zu all diesen drolligen und teuren Gedankenspielen gibt es übrigens eine preisgünstige Alternative: Die USA unterzeichen das Protokoll von Kioto. Eine absurde Vorstellung, oder?