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Archiv-Artikel

Wegen Bauarbeiten keine Atombomben

Angeblich haben die USA ihre 130 in Ramstein gelagerten Nuklearwaffen still und leise abgezogen

Die 20 Atomwaffen in Büchel sind für den Einsatz mit Bundeswehr-Tornados vorgesehen

BERLIN taz ■ Möglicherweise liegen derzeit statt wie bislang 150 nur noch 20 US-Atomwaffen in Deutschland. Offizielle Erklärungen dazu gibt es grundsätzlich nicht. Wie der Spiegel berichtet, sollen die US-Streitkräfte aber die 130 in Ramstein gelagerten Atomwaffen in die USA geschafft haben – wegen Arbeiten an der dortigen Startbahn. Die 20 Atomwaffen in Büchel wären davon nicht berührt.

Der Washingtoner Atomwaffenforscher Hans Kristensen vom Natural Ressources Defense Council (NRDC), dessen Recherchen über Atomwaffenlager in Europa die Debatte erst ins Rollen gebracht hatte, äußert Zweifel an dieser Version. Die Bomben seien so abgeschirmt, dass sie wegen Bauarbeiten auf anderen Teilen der US-Basis nicht verlegt werden müssten. Auch sei es nicht glaubhaft, dass das Pentagon die Waffen rund um die Welt fliege, um sie kurz danach wieder zurückzuholen.

Dennoch spricht einiges dafür, dass zumindest in Ramstein derzeit keine Atomwaffen mehr lagern. Zum einen scheint die Information von höchster Stelle im Verteidigungsministerium zu stammen. Zum anderen würde dies zu einer schon seit langem debattierten Linie in Washington passen. Dort will man auf keinen Fall den Eindruck entstehen lassen, politischem Druck nachzugeben. Die US-Atomwaffen sollen deshalb, wenn überhaupt, still und leise aus Europa verschwinden. Kristensen verweist auf das Beispiel Griechenland, wo die US-Atomwaffen im Frühjahr 2001 ohne jede öffentliche Erklärung abgezogen wurden.

Treffen die Berichte über den Abzug aus Ramstein zu, stünden künftig die Bomben auf dem Stützpunkt Büchel im Mittelpunkt der Debatte. Diese 20 Atomwaffen sind für den Einsatz im Rahmen der „Nuklearen Teilhabe“ vorgesehen, sollen im Kriegsfall also von deutschen Piloten zu ihren Zielen gebracht werden. Berliner Wehrpolitiker verweisen dabei gerne darauf, dass sich das Thema selbst erledige, wenn die Bundeswehr ihre Tornados außer Dienst stellt, da der Eurofighter für den Atomwaffeneinsatz nicht ausgerüstet ist. Dies wäre im schlechtesten Fall 2016. Es sei denn, die Startbahn in Büchel braucht zuvor eine Schönheitsreparatur.

ERIC CHAUVISTRÉ