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Archiv-Artikel

Ob rot, braun oder grün kariert

„Wir kämpften, wo man uns hinstellte“: Begleitet von jungen Burschenschaftlern feierten am Sonnabend ehemalige SS-Angehörige – vor den Toren der Stadt

Am Stock oder gar im Rollstuhl kamen die wenigsten, die älteren Herren erschienen im Anzug mit Wehrmachtsorden: Über 300 Personen trafen am Samstagnachmittag zum „großen Appell“ der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG) zusammen (taz berichtete vorab). Vom Dammtor aus war man zum 55-jährigen HIAG-Jubiläum in Richtung des Ausflugslokals „Waldhalle“ in Büchen gestartet. Um die Versammlungsstätte geheim zu halten, kurvten mehrere Busse über Umwege zu dem etwa 30 Kilometer von Hamburg entfernten Ort.

„Was machen Sie hier“, brüllte ein alter Kämpfer, als er die Presse ausmachte. Schnell begannen die rüstigen Herren – unterstützt von jungen Burschenschaftlern – die wenigen Journalisten zu stoßen und zu treten. Der Hamburger Landessprecher Franz Schmitz griff einen Fotografen an. Hinterher erklärte er, dass die HIAG doch lediglich ihr 55-jähriges Bestehen als „eingetragener Verein“ feiern wolle. „Wir halten nicht die Reden und singen nicht die Lieder, die Sie erwarten“, sagte der frühere SSler.

Als aus dem Saal des Lokals schon die Musik der verbandseigenen Kapelle schallte, erklärte ein ehemaliger Angehöriger der SS-Totenkopfdivision: „Auf das deutsche Reich, nicht auf den Führer waren wir eingeschworen“ und betonte: „Wir kämpften, wo man uns hinstellte.“ Andere Gäste antworteten indes, dass sie „im Westen“ eingesetzt gewesen seien. Vom Holocaust, da waren sich alle einig, haben sie nichts gewusst. „Da wird ja viel erzählt“, meinte ein Ex-SSler.

Im Saal des Ausflugslokals mit Schießstand saßen nicht nur betagte HIAG-Angehörigen, von denen etliche aus Österreich und Belgien angereist waren – auch mancher Enkel schien stolz auf Opa zu sein. Andere jüngere Herren dienten als Ordnertruppe.

Stolz erzählte Schmitz von der Verbandsarbeit: Monatlich kämen in Hamburg über 80 „Kameraden“ zusammen, hob er hervor. Vor der Bühne standen Burschenschaftler in voller Kluft, Fahne und Schwerter präsentierend. Die Waldhalle-Betreiberin war über die Gäste froh: „Mir ist egal, ob rot, braun oder grün kariert.“ Sie bewirte jede Gruppe in dieser „schwierigen Zeit“, wo die Einnahmen nicht groß seien. Andreas Speit