Konzern vor dem Kadi

54 Kunden der swb verklagen das Unternehmen. Sie halten die jüngsten Gaspreiserhöhungen für unbillig

bremen taz ■ Wolfgang Bennecke will nicht nachgeben. Vor sich auf dem Tisch hat der 70-Jährige einen Ordner, in dem er die Korrespondenz mit der swb abgelegt hat. Bennecke ist einer von 54 Klägern, die gestern ihre Klage gegen den Energiekonzern beim Landgericht einreichten. „Die swb soll ihre Kalkulation offen legen“, verlangt Rechtsanwalt Lowis Wambach, der die Sammelkläger vertritt. So soll der Stromkonzern beweisen, dass die Erhöhung gerechtfertigt ist. Die Kläger hoffen auf ein ähnliches Urteil wie es Kunden in Heilbronn erzielten. Dort legte der örtliche Monopol-Stromkonzern seine Zahlen nicht offen, das Amtsgericht erklärte die Preiserhöhung für unwirksam.

Bremer Kunden wie Wolfgang Bennecker haben Teile ihrer Rechnung nicht bezahlt, weil sie die Gaspreiserhöhungen des vergangenen und dieses Jahres für unbillig halten. Bei Bennecke beträgt der Unterschied in der Abrechnung des abgelaufenen Jahres über 50 Euro, nahezu die Hälfte des Gesamtbetrages. Den Abschlag für das laufende Jahr senkte er um neun Euro pro Monat, legte dabei die alten Gaspreise zu Grunde.

Die Verbraucherzentrale verdächtigt die swb, Gewinne einzustreichen, die Kunden aber überdurchschnittlich stark zur Kasse zu bitten. Auch eine Bürgerinitiative macht Front gegen den Konzern. „Niemand von uns will die Gesamtzahlung verweigern“, sagt Jürgen Franke, der weiter Kunden zum Widerspruch gegen ihre Jahresrechnungen auffordert. Nur wer widerspricht habe im Fall eines gerichtlichen Erfolgs Anspruch auf Zahlungsreduzierung.

Bei der swb will man sich nicht dezidiert äußern. „Wir kennen die Klage noch nicht. Unsere Juristen und Geschäftsführer prüfen sie und geben dazu nächste Woche eine Erklärung“, sagt swb-Sprecherin Angela Dittmer. Mehr Umsatz bedeute nicht gleichzeitig mehr Gewinn. „Die Gaspreise sind international gestiegen. Wir zahlen beim Einkauf an die RuhrGas auch mehr, und müssen diese Kosten abgeschwächt auf die Verbraucher umlegen“, sagt sie.

Für Kunden wie Wolfgang Bennecke kein Argument: „Ich bin auf den Monopolisten swb angewiesen. Die können ihr Gas aber auch wo anders kaufen.“ Bennecke sieht auch im Falle eines juristischen Erfolges, die nächste Preissteigerung kommen: „Dann werden die sich was anderes einfallen lassen.“ ky