alte migrantInnen: Überholte Klischees
Alt und krank werden ist für die MigrantInnen im Ruhrgebiet strukturell nicht vorgesehen. Es gibt ein einziges Pflegeheim, das sich speziell die Bedürfnisse der Zugewanderten auf die Fahnen geschrieben hat.Das AWO-Modellprojekt für Demenzkranke in Gelsenkirchen bekommt schon jetzt mehr Hilfsanfragen, als die Fachstelle bewältigen kann. Sie werden nämlich eben doch alt und krank, die Gastarbeiter und ihre Frauen.
KOMMENTAR VONMIRIAM BUNJES
Und obwohl sie mehr als dreißig Jahre hier leben und die Bezeichnung Gastarbeiter längst als überholt und politisch unkorrekt gilt, sind sie offenbar doch genau das geblieben: Wenn ihre Produktivkraft nicht mehr abrufbar ist, müssen sie in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie auf ihre Bedürfnisse ausgerichtete Pflege haben möchten. Dabei sind die gar nicht so kompliziert oder – wie es ja in Zeiten knapper Kassen bei sozialen Fragen immer betont werden muss – teuer: Gebraucht werden Angestellte mit Migrationshintergrund, anderes Essen, Verständnis für einen anderen kulturellen Hintergrund. Für eine ständig wachsende Bevölkerungsgruppe sollte diese Kleinigkeiten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
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