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Archiv-Artikel

Die erste Dürre 2005

Wegen Trockenheit beklagen Spaniens Bauern schon jetzt 1 Milliarde Euro Verlust. Besserung ist nicht in Sicht

MADRID taz ■ Spanien geht das Wasser aus. Weder Herbst noch Winter haben die heiß ersehnten Regenfälle gebracht. Spaniens und Portugals Stauseen melden Niedrigstand. Die Landwirte schauen voller Sorge auf den Sommer. Nach der Trockenheit von 1981 bis 1984 und 1992 bis 1996 hat jetzt, so befürchten viele, der nächste wasserarme Zyklus begonnen.

Alleine im vergangenen Jahr gingen in Spanien die Niederschläge um 35 Prozent zurück, so viel wie zuletzt vor 16 Jahren. Die Wasserreserven im Lande sind bei 56,5 Prozent ihrer Kapazität. Selbst im sonst grünen Norden sind viele Stauseen fast leer. Im südostspanischen Murcia steht – sollte auch der Frühling keine nennenswerten Niederschläge bringen – der Wassernotstand unmittelbar bevor. Restriktionen für den Hausgebrauch und vor allem in der Landwirtschaft stehen dann an.

Auch die Schneeschmelze wird kaum Entspannung bringen. Zwar war der Winter in Spanien sehr kalt, doch insgesamt fiel nur wenig Schnee. In den Höhenlagen der spanischen Gebirge liegen mehrere Meter weniger als in anderen Jahren. Die Skistationen in der andalusischen Sierra Nevada konnten die Saison nur mit Kunstschnee retten.

Umweltministerin Cristina Narbona versucht die Bevölkerung zu beruhigen. Es seien keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung und der Landwirtschaft zu befürchten. Narbona hatte erst vor wenigen Monaten den Bau weiterer Wasserpipelines zum Transport des kühlen Nasses von einem Becken zum anderen gestoppt. Doch die versprochenen Entsalzungsanlagen an der Küste werden noch eine Weile auf sich warten lassen. Trotz der Worte der Ministerin gehen die Streitereien zwischen den einzelnen Regionen bereits los. Wer muss wem Wasser abgeben? Denn Wassertransfer ist im Falle der Landwirtschaft und des Tourismus vor allem Transfer von Reichtum.

Im benachbarten Portugal sieht es noch schlimmer aus. Die Meteorologen haben dort die niedrigste Niederschlagsmenge seit 1931 gemessen. Im heißen Süden hat es sogar seit über 100 Jahren nicht mehr so wenig geregnet. Die Folgen sind deutlich zu sehen. Die Landschaft ist zum Ende des Winters so verbrannt wie sonst nur zu Herbstbeginn. Die erste Getreide- und Gemüseernte des Jahres haben die Landwirte bereits abgeschrieben. Sie stehen vor 1 Milliarde Euro Verlust.

Eine weitere Folge der Trockenheit sind die Waldbrände. In Spanien musste die Feuerwehr allein im letzten Monat 1.400 löschen. In Portugal befürchten die Behörden einen Katastrophensommer, der den des vergangenen Jahres, als 5 Prozent des Staatsgebietes abbrannten, noch in den Schatten stellen könnte. REINER WANDLER