: Geburt mit Doula
Doulas begleiten Frauen bei einer Geburt. Diese Unterstützung wirkt sich positiv auf den Verlauf aus. Hebammen sehen Doulas jedoch mit Skepsis. Manche befürchten sogar eine Zwei-Klassen-Medizin
VON EVA BLANK
Geburten sind Ausnahmezustände. Sie sind anstrengend, schmerzhaft und immer einzigartig. Liebevoll umsorgt von einem einfühlsamen Partner, einer kompetenten Hebamme und einer Freundin, steht einer unvergesslichen Geburt nichts im Wege. Sind Freundinnen rar oder sollten sie keine Geburtserfahrung haben, kann eine Doula ihren Platz einnehmen.
Der Begriff „Doula“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Dienerin der Frau“. Eine Doula kümmert sich intensiv um die Gebärende. Sie massiert, stärkt sie emotional und unterstützt allein durch ihre zuverlässige Anwesenheit. Sie entlastet den Partner und hilft ihm, mit der Situation klarzukommen. Sie verfügt über ein fundiertes Wissen rund um die Geburt und hat bereits eigene Kinder geboren. Diese Erfahrung ermöglicht der Doula, sich in die Gebärende hineinzuversetzen und deren Bedürfnisse zu erspüren – und zu erfüllen.
„Es war schon klar, dass ich die Geburtsarbeit alleine machen muss“, sagt Daniela Dumke über ihre Geburt mit einer Doula, „aber sie hat im richtigen Moment das Richtige getan, ohne dass ich darum bitten musste. So konnte ich viel abgeben.“ Medizinisch arbeiten will, kann und darf eine Doula nicht.
Für Anke Dermann-Lehmann selbst Mutter von vier Kindern und Doula in Berlin, ist das ein Vorteil: „Ich will nicht den Blick von außen auf die Frau haben. Ich will bei ihr sein, sie emotional begleiten.“ Sie sieht sich nicht als Konkurrentin der Hebamme: „Mein Augenmerk liegt nicht auf dem medizinischen Vorgang.“ Daniela Dumke differenziert es nach eigener Erfahrung so: „Die Hebamme empfängt das Kind und die Doula ist nur für mich da.“
Im hektischen Krankenhausbetrieb ist besonders der psychische und emotionale Beistand, den eine Doula leistet, wichtig für die Frauen. Während Hebammen dem Schichtwechsel unterworfen sind und mitunter mehrere Gebärende gleichzeitig betreuen müssen, kümmert sich die Doula nur um die Gebärende.
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge senkt die kontinuierliche Begleitung die Kaiserschnittrate um die Hälfte, den Einsatz von Schmerzmitteln um ein Drittel und die Nachfrage nach einer Peridualanästhesie (PDA), bei der eine rückenmarksnahe örtliche Betäubung den Wehenschmerz ausschaltet, um 60 Prozent. Die Geburtsdauer verringert sich um ein Viertel. Zu diesem Ergebnis kamen die US-amerikanischen Mediziner John H. Kennell und Marshall H. Klaus bereits vor Jahren in „Doula. Der neue Weg der Geburtsbegleitung“.
Viele Hebammen reagieren dennoch skeptisch auf dieses Angebot der Geburtsbegleitung. Auch wenn Doulas nicht in medizinische Belange eingreifen, möchten sie doch einen ganz erheblichen Teil der ureigensten Hebammenarbeit übernehmen – die kontinuierliche Begleitung der Frauen während der Geburt.
„Jede Frau hat das Recht auf eine Begleitung durch eine Hebamme“, betont Ulrike von Haldenwang, Vorsitzende des Berliner Hebammenverbandes. Auf den Geburtsstationen der Krankenhäuser und Kliniken sollte es immer eine Eins-zu-eins-Betreuung geben. Die Idee, eine bezahlte Doula für die Geburt zu engagieren, leiste dagegen einer Zwei-Klassen-Medizin Vorschub. Sicher sei diese Konstellation gut für Frauen, die keine Familie oder Freunde zur Seite haben. Aber, so sagt von Haldenwang weiter: „Wir streben die Beleghebamme als Kassenleistung an, aber auch eine vernünftige Besetzung der Krankenhäuser. Nur so ist es möglich, den Frauen zugewandt arbeiten zu können.“
Eine Exklusivbetreuung hat derzeit nur, wer mit einer privat bezahlten Beleghebamme ins Krankenhaus geht. Alle anderen müssen sich bei gleichzeitigen Geburten notfalls eine Hebamme mit weiteren Frauen teilen. Oder bedingt durch den Schichtwechsel bei einer langen Geburt einen Hebammenwechsel hinnehmen. Eine Doula könnte für Kontinuität sorgen.
Momentan bieten in Deutschland noch nicht viele Doulas ihre Dienste an. In den USA ist das anders. Dort haben siei sich etabliert, weil es wenige Hebammen an den Kliniken gibt. Auch in der Schweiz, in Luxemburg und in den Niederlanden nehmen Doulas zu. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Doch eine erfahrene Doula sollte selbst geboren und eine Ausbildung in Geburtsvorbereitung haben.
Anke Dermann-Lehmann, die als Doula in Berlin praktiziert, berechnet für ihre Leistung 450 Euro. Im Preis enthalten sind jeweils zwei Termine vor und nach der Geburt, eine Rufbereitschaft von drei Wochen vor und nach dem errechneten Geburtstermin und die Geburtsbegleitung, die ab der ersten Wehe erfolgt.
Vor der Geburt klärt eine Doula, welche Wünsche, Ängste und Befürchtungen die werdende Mutter und ihr Partner haben. Sie informiert über den Ablauf der Geburt, die Möglichkeiten der Schmerzlinderung und erarbeitet mit dem Paar eine Wunschliste zur Geburt. Wenn das Baby da ist, kann die Geburt bei anschließenden Terminen rückblickend besprochen und verarbeitet werden.
Anke Dermann-Lehmann, Tel. (030) 85 62 95 79; Gesellschaft für Geburtsvorbereitung: www.gfg-bv.de