: Die neue Primzahl ist 39 Kilometer lang
Ein süddeutscher Augenarzt entdeckt eine neue Rekordzahl – so ganz nebenbei, während er schlief oder Patienten behandelte
Ganz nebenbei hat Augenarzt Martin Nowak aus Michelfeld bei Schwäbisch Hall einen mathematischen Rekord aufgestellt: Der 47-jährige Mediziner hat die größte Primzahl entdeckt. Eine Primzahl ist nur durch sich selbst und durch 1 teilbar. Nowaks Primzahl hat insgesamt 7.816.230 Ziffern.
Ein handelsüblicher Computer im Keller hatte die Aufgabe erledigt. Dieser ist Teil des weltweiten Netzwerkes Great Internet Mersenne Prime Search (GIMPS) mit Sitz in Orlando, Florida, in dem zehntausende Computer nach Primzahlen suchen. Der Rechner im Keller von Nowaks Augenzentrums hat die 42. Mersenne-Primzahl nach einer Rechenzeit von 50 Tagen entdeckt – während Nowak schlief oder Patienten behandelte. Der Computer steuert sonst eine Informationsanzeige für die Patienten, im Hintergrund rechnete er an den Primzahlen.
Die Überlegung des GIMPS-Projekts ist, freie Rechenkapazität für die Lösung komplizierter Probleme zu nutzen. Nowak begeisterte die Idee, von der er 1999 aus einer Zeitung erfahren hatte. Er begann zunächst mit einem Computer an den Primzahlen zu rechnen, heute sind es 24.
Von seiner Entdeckung merkte Nowak zunächst gar nichts. Erst eine E-Mail aus Orlando machte ihn auf seinen Erfolg aufmerksam. „Zuerst wusste ich gar nicht, auf welchem Bildschirm ich nachsehen sollte“, erinnert sich Nowak. Nach der Installation des kleinen kostenlosen Programms hatte Nowak sich kaum noch darum gekümmert.
Hoffnung, tatsächlich die Primzahl zu entdecken, hatte Nowak kaum, zumal die Chance sehr gering ist. Ihn fasziniert, dass inzwischen immer mehr Primzahlen in immer kürzerer Zeit entdeckt werden. „Bis 1947 waren nur 25 Mersenne-Primzahlen bekannt. In den letzten zehn Jahren waren es weitere 10. Jährlich wird etwa eine gefunden.“ Niemand weiß, ob es tatsächlich weitere gibt.
Nowak lässt das kleine Programm weiter auf seinen Rechnern laufen. Für die erste Primzahl mit mehr als 10 Millionen Stellen hat die Electronic Frontier Foundation ein Preisgeld von 100.000 Dollar ausgelobt.
Die Mersenne-Primzahlen gehen auf den französischen Mönch Marin Mersenne (1588–1648) zurück. Sie haben die Formel 2[n]– 1. Nowaks Zahl besitzt über eine halbe Million Stellen mehr als der bisherige Primzahlenrekord. In Karopapier geschrieben ergibt sie einen Streifen von 39 Kilometer Länge – fast Marathon-Länge.
DÖRTHE HEIN/DPA