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Mafiöses in Mexico

Filmreihe über verschwundene Frauen aus dem lateinamerikanischen Land tourt durch den Norden

Die Regierung, die Gerichte, alle boykottieren sie, die Mafia droht denen mit Mord, die für ihr Recht kämpfen. Was kann ein einzelner Mensch gegen so eine Übermacht ausrichten? Viele würden aufgeben, Judith Galarza nicht. Sie hat „auch Angst. Aber man muss weitermachen. Ich gebe nicht auf.“

Sie kämpft seit 25 Jahren für die Aufklärung der Frauenmorde in der mexikanischen Grenzregion zu den USA. Ihre Schwester war eine der ersten, die 1978 in der Provinz Ciudad Juarez entführt wurden. Bis heute ist sie nicht aufgetaucht. Seit 1993 wurden mehr als 370 Frauen ermordet, hunderte sind „verschwunden“. Gab es in den 70er Jahren politische Motive, wurden die jungen Frauen in einer zweiten Welle seit Anfang der 90er Jahre entführt, gefoltert, sexuell missbraucht und umgebracht. Vor allem unter 25-Jährige sind betroffen.

Keines der Verbrechen wurde bisher aufgeklärt. Allerdings haben alle Frauen in den Maquiladoras gearbeitet, den Fabriken in Grenznähe zur USA, in denen internationale Unternehmen unter äußerst „liberalen“ Bedingungen produzieren.

Vieles spricht dafür, dass die Mafia die Frauen umbringt. Ein mächtiger Gegner. Aber Judith Galarza entfachte mit dem „Unabhängigen Komitee von Chihuahua zur Verteidigung der Menschenrechte“ (CIDH) und der Dachorganisation FEDEFAM, deren Generalsekretärin sie ist, internationalen Wirbel. Damit zwang sie die mexikanische Regierung im Februar 2004 zur Einsetzung der Bundessonderstaatsanwältin Maria López Urbina. Immerhin, die Sonderermittlerin gilt als nicht korrupt, sie ist „ein Hoffnungsschimmer“ für Galarza.

„Dennoch ist seit einem Jahr nichts passiert. Die Regierung geht nicht gegen die Mafia vor, weil die zu mächtig ist. Sonst gäbe es eine unglaubliche Krise im Land“, klagt Galarza.

Genau deshalb ist sie jetzt wieder in Deutschland. Nur internationaler Druck könne die mexikanische Regierung bewegen, gegen die Kultur der Straflosigkeit vorzugehen und ein öffentliches Tribunal zur Aufklärung der Morde einzusetzen. Galarza begleitet den Dokumentarfilm „Señorita Extraviada – Missing Young Woman“ in neun norddeutsche Städte. Christian Ludwig

20.1. 19.30 Uhr Hamburg Werkstatt 3, 21.1. 18.00 Uhr Rostock Hochschule, 23.1. 20.00 Uhr Göttingen Lumière-Kino, 24.1. 19.00 Uhr Hannover Ricarda-Schule, 25.1. 19.30 Uhr Lüneburg Herder-Schule, 26.1. 20.00 Uhr Schwerin Forum Kino, 27.1. 20.00 Uhr Wismar Landesfilmzentrum, 28.1. 19.00 Uhr Flensburg Volkshochschule

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