: „Ich würde das Universum aufgeben“
Macht der Senat nicht binnen drei Wochen 30 Millionen Euro für das „Visionarum“ locker, steht auch die Zukunft des „Universum“ in den Sternen, sagt dessen Betreiber Carlo Petri. Dann nämlich würde er Bremen ganz den Rücken kehren
taz: Herr Petri, für die Bremer Investitionsgesellschaft (big) haben Sie einen Vorschlag erarbeitet, wie die Betonruine Space Park neu genutzt werden könnte. Wie lautet Ihr Rezept?
Carlo Petri, Betreiber des „Universum Science Center“: „Luftfahrt und Fliegen“. Für die Kernattraktion ist von uns der Titel „LufTraum“ angedacht: von der Schwerkraft zur Schwerelosigkeit. Also nicht nur „Weltraum“ und nicht nur Technik, sondern auch „Fliegen“ und das, was die Natur da bietet. Vor allem muss der ganze Standort belebt werden. Da müssen jede Woche originelle Veranstaltungen stattfinden, die zu dem Projekt passen.
Beschränkt sich Ihr Vorschlag auf den Unterhaltungs-Bereich des Geländes?
Nein, es ist ein Gesamt-Masterplan für das Füllen der ganzen Flächen, die da vermietbar und betreibbar sind. Überall haben wir Nutzungen entwickelt, die sich gegenseitig befruchten.
Sie haben Ihren Hut als möglichen Betreiber der „Kernattration“ in den Ring geworfen und nach eigenen Angaben sieben weitere Mitbetreiber an der Hand. An welche Bedingungen knüpfen Sie Ihr Engagement?
Es gibt keine besonderen Bedingungen. Die einzige, die ich immer genannt habe, ist das Visionarum. Und dass der Einzelhandel dort belebt wird.
Ohne Visionarum kein „LufTraum“?
Einfach ausgedrückt: Wenn das Universum langfristig keine Stabilität und Sicherheit kriegt, und wir keine Impulse mehr haben, die wir in den nächsten Jahren setzen können, dann würde ich das Universum aufgeben. Das Universum braucht eine Fläche, zusätzlich, direkt vor Ort. Ohne das funktioniert es dauerhaft nicht. In zwei, drei Jahren teilen wir uns den Schul-Markt mit vielen anderen, die auch gute Ideen haben …
Was hat das mit dem Engagement im Space Park zu tun?
Was würden Sie machen? Das Universum kriegt keine Erweiterung und kommt langsam in wirtschaftlich schwierigere Phasen, auf der anderen Seite betreiben Sie aber noch das Space Center. Das kann ja nicht das Idealziel sein. Denn unser Anspruch ist ja, das ohne Subventionen im Betrieb hinzubekommen.
Diese Frage stellt sich für Universum und Space Center aber getrennt.
Das Space Center läuft ja dann von allein. Ich könnte auch das Universum aufgeben und nur noch das Space Center machen, aber wieso? Auf das nächste Pferd setzen ist nicht mein Anspruch.
Also entweder es gibt das Visionarum oder es gibt bald keinen Herrn Petri mehr in Bremen?
So ist es, genau. Das ist aber auch, glaube ich, überall so angekommen. Das ist genau der Punkt.
Bis wann muss der Senat denn eine Entscheidung zum Visionarum treffen?
In wenigen Wochen. Das Ultimatum war ja auch schon bis Ende des Jahres – wobei das nicht mein Duktus ist –, wir haben jetzt vier Wochen verlängert, weil die Fraktionen und auch Wirtschafts- und Wissenschaftsressort gesagt haben: „Bitte Herr Petri, lassen Sie sich nochmal Zeit, wir gehen davon aus, dass wir Ende Januar, Anfang Februar diese Entscheidung treffen können.“ Und dann habe ich gesagt: Okay, ich will jetzt hier nicht übereilt und überstürzt handeln, aber ich muss es, weil wir schon einen Vertrag für die nächsten 15 Jahre Universum unterschrieben haben, einen Fortsetzungsvertrag, schon vor zwei Jahren. Und der ist gekoppelt an die Erweiterung. Ohne Visionarum kann ich von dem Vertrag zurücktreten.
Das würden Sie tun?
Das würden wir dann tun. Und dann muss die Stadt halt überlegen, wie sie mit dem Universum umgeht und natürlich auch mit dem Space Center. Das ist das Junktim.
Was würde das Visionarum die Stadt kosten?
33 Millionen Euro. Davon wollen wir nochmal drei Millionen Euro durch Stiftung, Mäzene und Sponsoring finanzieren.
Sie sind auch schon als Betreiber der Botanika ins Gespräch gebracht worden.
Ach Gott, machen Sie nicht noch ein Fass auf jetzt. Das ist wirklich kein Gesprächsthema heute, das ist alles Makulatur. Ich kann mich im Moment nicht um alles kümmern. Space Center war akut, für die Botanika ist ja anscheinend auch ’ne Interimslösung gefunden worden. Die Frage stellt sich wirklich erst dann, wenn wir so langsam mal wieder an die Zukunft denken können.
Werden Sie eines Tages als der Retter von Bremens Tourismus-Strategie dastehen?
Hoffentlich gibt es noch andere Lösungen.
Interview: Armin Simon