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: Living Planet Report: Ökologisch gesehen steckt die Menschheit in zu großen Schuhen

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Dass der Mensch sich die Natur untertan macht, ist nicht neu. Neu aber ist die Rasanz dieser Versklavung: Von 1961 bis 2001 ist der Verbrauch fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas um fast 700 Prozent gestiegen. Das belegt der Bericht „Living Planet Report 2004“, den die Umweltorganisation World Wildlife Fund for Nature (WWF) in dieser Woche in Frankfurt am Main vorstellte.

Diesem enormen Wachstum steht freilich gegenüber, dass sich das Weltwirtschaftswachstum allein im Zeitraum 1971 bis 2001 fast verelffacht hat. Vergleicht man das mit dem siebenfach gestiegenen Energieverbrauch, wird ersichtlich: Die Menschen prassen keineswegs nur, sondern versuchen wenigstens zu haushalten.

Der Bericht vergleicht den Verbrauch der natürlichen Ressourcen mit der Kapazität der Erde, diese bereitzustellen – der so genannte ökologische Fußabdruck wird erstellt. Ergebnis: negativ. Nachhaltig einwandfrei würden nämlich jedem Erdenbürger durchschnittlich 1,8 Hektar zur Deckung seines Nahrungs-, Energie- und Infrastrukturbedarfs zu Verfügung stehen. Tatsächlich aber verbrauchen wir durchschnittlich 2,2 Hektar pro Kopf. Natürlich gehen die reichen Industrienationen mit schlechtem Beispiel voran: Die Deutschen etwa benötigen 4,8 Hektar für ihre Bedürfnisse. Und sind damit noch nicht einmal die Übelsten: Nordamerikaner sind mit 9,2 Hektar absolute Spitze. Das ist – zum Vergleich – das Siebenfache eines Afrikaners.

Dazu kommt: Die Weltbevölkerung hat sich seit 1960 mehr als verdoppelt und wuchs auf 6,2 Milliarden im Jahr 2002. Durch Epidemien wie Aids und eine verringerte Fruchtbarkeit verminderte sich die Wachstumsrate der Menschheit zwar: von über 2 Prozent in den Sechzigerjahren auf 1,18 Prozent im Jahre 2002. Sie liegt in den 49 ärmsten Ländern aber immer noch bei 2,4 Prozent.

Die Menschheit plündere die Ressourcen der Erde schneller, als diese sich wieder erholen könnten, sagt der Report. Die Artenvielfalt nehme kontinuierlich ab, jede dritte Wildtierart ist mittlerweise verschwunden. „Derzeit erleben wir den größten Rückgang von Tier- und Pflanzenbeständen seit dem Verschwinden des Dinosauriers“, sagt WWF-Deutschland-Geschäftsführer Peter Prokosch.

Dass der Energiehunger nicht nachlassen wird, kann man derzeit in Asien ablesen. Die Wachstumsmärkte in China und Indien legen jährlich um 9 Prozent zu – was bereits jetzt zu Energie-Engpässen führt. Nicht nachlassender Energiehunger wiederum verschärft das Menschheitsproblem Nummer eins: den Treibhauseffekt. STEFANIE WERNER

www.panda.org/downloads/general/lpr2004.pdf