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Archiv-Artikel

IM KAMPF GEGEN DEN HUNGER SETZT DIE UNO FALSCHE PRIORITÄTEN Gentechnik ist keine Lösung

Zum Welternährungstag wird die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung FAO heute ihr alljährliches Klagelied über die ausbleibenden Erfolge in der Hungerbekämpfung anstimmen. Zu Recht: Denn 842 Millionen chronisch Unterernährte und 24.000 Hungertote pro Tag sind nicht hinnehmbar. Die Zahlen sind ein Zeichen für den mangelnden politischen Willen der Regierungen, etwas gegen diesen Zustand zu tun. Doch auch die FAO hat keinen Grund zur Selbstzufriedenheit: Während sie einerseits für biologische Vielfalt und das Menschenrecht auf Nahrung eintritt, fordert sie auf der anderen Seite den verstärkten Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft.

Zwischen diesen beiden Zielen besteht aber ein klarer Widerspruch. „Die Biotechnologie verspricht den Landwirten der Entwicklungsländer große Vorteile, aber nur wenige dieser Landwirte können bisher diese Vorteile nutzen“, so lautete das Fazit des Jahresberichts der FAO im Mai 2004. In den nächsten dreißig Jahren werde es nötig sein, zwei Milliarden mehr Menschen zu ernähren. Dazu könnten neue Biotechnologien, darunter die Gentechnik, einen wichtigen Beitrag leisten. Die Gentech-Lobby hatte allen Grund zum Jubeln: „FAO fordert: Grüne Biotechnologie für alle“, titelte das Onlinemagazin des Industrieverbands Agrar.

Mangelnde Nahrungsmittelproduktion ist jedoch nicht die Ursache von Hunger, die Produktionssteigerung unter Einsatz teurer Technologien nicht die Lösung. Heute stehen pro Kopf 18 Prozent mehr Kalorien zur Verfügung als noch vor dreißig Jahren. Zwei Drittel der hungernden Kinder leben in Ländern mit Nahrungsmittelüberschuss. Die Hauptursache von Hunger ist die ungerechte Verteilung der produktiven Ressourcen auf dem Land. Dort leben drei Viertel aller Hungernden: landlose oder verarmte Bauern, die meisten von ihnen Frauen.

Viele wurden durch billige landwirtschaftliche Exporte der EU und der USA von ihren eigenen Märkten verdrängt. Der Einsatz von Gentechnik würde Kleinbauern in Abhängigkeit von teuren und umweltgefährdenden Technologien führen und nur neuen Hunger schaffen.

Deshalb ist keine Gen-Revolution notwendig, sondern eine globale Agrarwende. Die FAO sollte sich deshalb verstärkt für das Recht auf Nahrung, Landreformen, kleinbäuerliche Landwirtschaft und gerechte Welthandelsstrukturen einsetzen.

UTE HAUSMANN

Die Autorin ist Referentin bei der FIAN, einer internationalen Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung