Urdrüs wahre Kolumne : Jede Menge böser Nachrede
Hiphop-Weltmeisterschaften in Bremen, welch großes Wort! Wie am Arsch muss eine Jugendkultur sein, die sich mit 3.000 Teilnehmern aus 30 Ländern im Turnhallenmief um eine erhabene Lächerlichkeit von 28 Weltmeistertiteln balgt, statt mal ein bisschen Sportgeschäfte und Warenhäuser zu plündern oder mit dem Feuer der Begeisterung Sprinkleranlagen zu betätigen, in Solidarität mit den zum Abschuss freigegebenen Angestellten?!
Auch mein Freund Hendrik gehörte zu jenen allerletzten Space Center-Interessenten, die als brave Steuerzahler noch in letzter Minute versuchten, mit dem vollamtlichen Gratis-Flyer in das von seinem Geld geplante und gebaute Gröpelinger Weltraum-Areal zu kommen, von den Handlangern und Sachwaltern der betrügerischen Pleitegeier aber in schnöder Kaltherzigkeit abgewiesen wurden. Das soll und wird ein Nachspiel haben und sichert dem gesamten Unternehmen selbst nach der Beerdigung noch jede Menge böse Nachrede.
Kommentar eines neunjährigen Knaben zur Schließung der Karstadt-Filiale in einer niedersächsischen Kleinstadt: „Schade, dann kann man ja nicht mehr Rolltreppe fahren und in der Stadt pullern gehen!“ Aspekte, die den Sanierern in ihrer Erbarmungslosigkeit natürlich voll an der Joop!-Unterhose vorbeigehen.
Wenig Einfühlvermögen in kindische Seelen beweist Bildungssenator Willi Lemke, wenn er einräumt, dass die Mathe-Aufgaben beim VERA-Vergleichstest für Viertklässler zu schwer waren, weil sie bislang noch gar nicht Gelerntes voraussetzten. Dieser Folter an Unmündigen mit dem Hinweis zu begegnen, dass es ja nur darum geht, festzustellen, was die Kurzen können oder nicht, geht volle Kante an der Tatsache vorbei, dass den Kiddies jetzt schon eingebläut wird, dass im Apparat Schule Lebenschancen verteilt werden und die Mathe-Fünf von heute den Platz in die Ein-Euro-Kolonne von morgen sichert! Was soll da der Einkauf einer internationalen Mathe-Olympiade für ’ne schlappe Million, die just diesen Wahnsinn noch beschleunigen wird?
Endlich sind die ersten Igelmeldungen im herbstlichen Blätterwald zu lesen, aber immer noch nicht ist von den Gefahren durch Hochspannungsleitungen beim Drachen steigen lassen gewarnt worden – vermutlich, weil dieses Vergnügen über Stoppelfeldern längst von Erwachsenen in buntem Sport–nylon usurpiert wurde, die Kindern allemal demonstrieren, wie schnell aus Spaß Ernst werden kann.
Sofern eine Dame aus Findorff seit einigen Tagen ihren etwa 60-jährigen Mann vermissen sollte, kann ich eventuell einen sachdienlichen Hinweis geben. Ich traf einen solchen Herrn in ziemlich kompletter Werderfan-Ausstattung am Nordsee-Fischimbiss im Hauptbahnhof, wo er sich vor mir ein „Bremer-Menü“ samt Fanta erbat, denn „zu meiner Frau nach Findorff gehe ich erst wieder hin, wenn die Mannschaft wieder auf Platz 1 liegt!“ Bei allem lokalpatriotischen Urvertrauen: Das kann womöglich noch etwas dauern, und sofern Sie, liebe Findorfferin, den Kerl vorher brauchen, etwa zum Winterfestmachen der Parzelle, schauen Sie doch einfach bei den Fischfrikadellen vorbei ... empfiehlt am Tag des mutmaßlichen Triumphes gegen den FC Schweinebacke München
Ulrich „Fangfrisch“ Reineking