: Ökosiegel schützt vor allem Wald im Norden
Der Weltforstrat FSC feiert den zehnten Geburtstag: Erfolgreich ist er besonders in den Industriestaaten, aber nur marginal in Entwicklungsländern. Dort ist noch immer vor allem der illegale Einschlag das dringlichere Problem
BERLIN taz Letzte Woche schlug der Umweltverband WWF wieder Alarm: Das russische Holz in deutschen Läden komme teilweise aus illegalen Einschlägen. Die einfachste Lösung für den Umweltverband: Nur noch Holz mit dem Gütesiegel des Weltforstrats „Forest Stewardship Council“ (FSC) solle gehandelt und verarbeitet werden. Denn der FSC garantiere seit einem Jahrzehnt, dass die Holzproduzenten Rücksicht auf die Umwelt und die sozialen Belange der Bevölkerung nehmen.
Noch bis Mitte der Woche feiert der FSC an seiner Zentrale in Bonn sein zehnjähriges Jubiläum. Die Bilanz ist gemischt: Einerseits ist das FSC ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie Unternehmen Gewinn machen, die Umwelt schützen und die sozialen Bedürfnisse der Menschen befriedigen können – ganz im Sinne der „Nachhaltigkeit“. Andererseits bedient der FSC global gesehen bisher nur einen Nischenmarkt.
1993/94 schlossen sich Vertreter von Umweltschutzgruppen, Forstindustrie und Handelsunternehmen zusammen. Sie gründeten den FSC. Wichtigster Punkt: die Vergabe von Zertifikaten („FSC-Siegel“) für die Einhaltung bestimmter Standards. So muss der Waldbesitzer sich unter anderem an alle Gesetze halten (vor allem in Entwicklungsländern ein heikles Thema), er muss die Arbeiter schützen, die Rechte der indigenen Waldbewohner achten, Kahlschläge eng begrenzen und einen Teil des Waldes als Referenzfläche unangetastet lassen. Bislang sind 42 Millionen Hektar Wald in mehr als 60 Ländern FSC-zertifiziert.
Das klingt viel, ist aber nur ein Prozent der globalen Waldfläche und zwischen fünf und zehn Prozent des Waldes, der weltweit bewirtschaftet wird. Und von diesen Wäldern wiederum liegen viele in den Industriestaaten: Allein in Schweden gibt es etwa 10 Millionen Hektar FSC-Wald. Dort und in Australien, Neuseeland und Kanada stehen die meisten FSC-Bäume. In Südostasien, Zentralafrika und Südamerika, wo die Tropenwälder unter die Säge kommen, spielt das Siegel dagegen nur eine geringe Rolle. Zwar gibt es auch in Brasilien inzwischen eine Million Hektar FSC-Wald, doch erst einmal geht es in diesen Ländern überhaupt um den Kampf gegen illegalen Einschlag. Die Konzentration auf die Arbeit in diesen Ländern nennt Waldexperte Martin Kaiser von Greenpeace denn auch eine der „großen Herausforderungen der nächsten Jahre“ für den FSC.
Davon gibt es genug. Zum Beispiel die industrienahen Holzsiegel wie das PEFC, das deutlich geringere Ansprüche stellt. In Deutschland haben inzwischen fast sieben Millionen Hektar Wald ein PEFC-Siegel, zwei Drittel der Gesamtfläche. FSC-zertifiziert sind dagegen nur 500.000 Hektar. Auch kennen nur 1,8 Prozent der Bevölkerung dieses Siegel, und es fehlen Verarbeitungswege für FSC-Holz. Doch die Bedeutung des Weltforstrats ist für Kaiser nicht zu unterschätzen. „Wirtschaftlich ist das nur eine Nische. Aber FSC hat seit Jahren die globale Debatte um die Forstpolitik dominiert.“
BERNHARD PÖTTER