internationale energiekonferenz renewables 2004 (7) : Die am weitesten verbreitete aller erneuerbaren Energien: Solarthermie
Am Dienstag beginnt in Bonn die Internationale Konferenz für erneuerbare Energien – „Renewables 2004“. Regierungsvertreter aus 150 Staaten wollen einen Aktionsplan beschließen. Ziel ist, ab dem Jahr 2050 die Hälfte des Weltenergieverbrauchs aus regenerativen Quellen zu decken. In dieser Serie erklärt die taz, welche Quellen und Potenziale es gibt.
Es gibt Kaltduscher, Warmduscher und immer mehr Solarduscher. Allein im letzten Jahr haben sich über 80.000 deutsche Haushalte eine Solarwärmeanlage angeschafft – ein Zuwachs um rund 25 Prozent gegenüber 2002.
Zweifelsfrei kann die Nutzung von Sonnenenergie zu thermischen Zwecken – die Solarthermie – hierzulande als die am weitesten verbreitete erneuerbare Energiequelle gelten. Etwa 500.000 Solarwärmeanlagen sind in Deutschland installiert. Das sind mehr Anlagen als bei allen anderen erneuerbaren Energien, sieht man von Holzheizungen einmal ab.
Im Ländervergleich steht Deutschland mit 45 Quadratmeter Solarwärmeanlagen pro tausend Einwohner nur an achter Stelle. Weltweit führend ist nach Angaben der Internationalen Energieagentur Israel mit 608 Quadratmetern pro tausend Einwohnern – rund 80 Prozent der Bevölkerung nutzen dort Solarwärmeanlagen. Bezogen auf die gesamte installierte Leistung liegt China vorne.
Circa acht Quadratmeter schwarze Platten auf dem Dach bringen die Wärme ins Haus. Gut isoliert, befinden sich in diesen Solarkollektoren beschichtete Metallbleche, die die Sonnenstrahlung aufnehmen. Wasser wird durch ein Rohrsystem zu den Kollektoren gepumpt, erhitzt sich dort und transportiert dann die Wärme zum Warmwasserspeicher, aus dem das erwärmte Wasser beispielsweise zum Warmduschen entnommen werden kann.
Solarthermie ist nicht nur für den Hausgebrauch. In Deutschland werde mehrere hundert Schwimmbäder von der Sonne erwärmt. Dazu legt man die Bodenfläche eines Bades mit schwarzen Matten aus, die das Sonnenlicht absorbieren.
Zur Raumheizung hat sich Solarwärme noch nicht durchsetzen können, weil der Heizungsbedarf ausgerechnet dann hoch ist, wenn die Sonne wenig strahlt. Der Warmwasserbedarf hingegen bleibt über das Jahr weitgehend konstant. Im Winter deckt die Solarwärme jedoch auch nur einen Teil des Bedarfs eines privaten Haushaltes. Deswegen muss sie mit einem konventionellen Öl- oder Erdgas-Brennwertkessel kombiniert werden.
Doch auch wenn Solarwärme genutzt werden kann, rechnet sie sich wirtschaftlich nicht immer. Wärme aus kleinen Hausanlagen kostet zwischen 20 und 30 Eurocent pro Kilowattstunde, verteilt man die Investitionskosten von rund 1.000 Euro pro Quadratmeter Kollektorenfläche über 20 Jahre. Eine Kilowattstunde aus Gas, der günstigsten konventionellen Energiequelle, kostet gegenwärtig nur etwa 5 Eurocent.
Angesichts der steigenden Öl- und Erdgaspreise könnte sich die Solarwärmeanlage aber auch zur ökonomisch attraktiveren Variante entwickeln. An solarer Energie zur Betreibung der Anlagen mangelt es jedenfalls nicht: Bedenkt man den derzeitigen technischen Stand, reicht Solarenergie nach Auskunft des Forschungsverbundes Sonnenenergie, um den Weltenergiebedarf 3,8-mal zu decken.
MICHAELA KRAUSE