: „Es geht um die Grundrechte der Netzbürger“
Andy Müller-Maguhn, Sprecher des Chaos Computer Clubs, sieht den Datenschutz durch das vom Software-Riesen Microsoft eingeführte „Trusted Computing“ gefährdet. Der User werde vor seinem eigenen Rechner überwacht
„Der erste Kongress fand 1984 im Hamburger Bürgerhaus statt – das Motto lautete ‚Offene Netze – warum?‘ “, erinnert sich CCC-Sprecher und Congress-Mitveranstalter Andy Müller-Maguhn. „Damals galt es, einige grundlegende Fragestellungen zu erörtern“. Seit einigen Jahren finden die Kongresse in Berlin statt. Schwerpunkt sind heute aktuelle Sicherheits- und Kommunikationsfragen. „Mittlerweile sind Internet und Modems selbstverständlich, und wir müssen uns mit den digitalen Bürgerrechten auseinander setzen“, so Müller-Maguhn. Deshalb laute das diesjährige Motto „Not A Number“. Denn die Gefahr, dass die Menschen in der digitalen Welt zu Objekten degradiert werden, sei längst noch nicht gebannt.
Die größten Bauchschmerzen macht Müller-Maguhn der Bereich der Überwachung: „Das sind vor allem Gesetze, die die Grundrechte der Netzbürger einschränken. Oder auch das von Microsoft eingeführte Trusted Computing – die Überwachung des Users vor seinem eigenen Rechner.“ Die Trusted Computing Group (TCG) entwickelte einen offenen Industriestandard für „zuverlässige“ („trusted“) Computer-Hardware, die sichere Datenspeicherung und neue Geschäftspraktiken im Internet erlauben. Doch auch die neueren Spezifikationen sind harscher Kritik von Verbraucher- und Datenschützern ausgesetzt, die die individuellen Rechte der Nutzer beschränkt und deren Privatsphäre gefährdet sehen: „Ein Schlag gegen das informationelle Selbstbestimmungsrecht und den Datenschutz“, kritisiert Müller-Maguhn.
Auch die Urheberrechtsbestimmungen erzürnen sein freiheitlich-demokratisches Hackerherz. Einzig die Entwicklung im Mobilbereich stimmen ihn versöhnlich: „Die Mobiltelefone sind viel leichter geworden“, ironisiert er und fügt hinzu: „Wir haben eine Veranstaltung zu abhörsicherer Telefonie. Die kryptografischen Entwicklungen sind innerhalb unserer Clubs und auch europaweit vorangeschritten.“ MARTINA WAGNER