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Archiv-Artikel

UNO: DIE „ARAFAT-RESOLUTION“ WAR ZU MAXIMALISTISCH FORMULIERT Am Anfang ein Handtuch

Dass die Initiatoren der UNO-Resolution zum Schutz Arafats während der Verhandlungen um den Entwurf jegliche Änderungen ablehnten, lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder sie rechneten von vornherein mit dem Veto der USA, oder sie waren sich ihrer Sache so sicher, dass sie Zugeständnisse für überflüssig hielten. Da eine gescheiterte Resolution politisch kaum Sinn macht – abgesehen davon, dass der Welt erneut bewiesen wurde, wie sehr das Weiße Haus Israel den Rücken stärkt –, ist der zweite Fall der plausiblere. Dies umso mehr, als die Position „Alles oder nichts“ sich nahezu ohne Brüche in den palästinensisch-israelischen Konflikt einreihen lässt.

Dabei hat es an warnenden Stimmen nicht gemangelt. Taufik Abu Bakr, liberaler Kolumnist der führungstreuen palästinensischen Tageszeitung Al-Ajam, rief Anfang des Monats dazu auf, sich an den Zionisten ein Beispiel zu nehmen, deren pragmatische Strategie zur Gründung des Staates Israel führte. So hätten Theodor Herzl, der Vordenker, wie später auch David Ben-Gurion, Israels erster Ministerpräsident, zwar jede Chance genutzt, um die Idee Wirklichkeit werden zu lassen, hätten dabei aber niemals Unmögliches verlangt und nie der Ideologie höchste Priorität zukommen lassen. „Ich will einen Staat“, hatte Ben-Gurion 1937 erklärt, „selbst wenn er nur die Größe eines Handtuchs hat.“ Hätten hingegen, so führt Abu Bakr aus, damals die jüdischen Maximalisten das Zepter in der Hand gehalten, für die es um eine „Rückkehr nach Großisrael“ ging, wäre Israel vielleicht niemals gegründet worden.

Umgekehrt hätte Ben-Gurion seinen nur etwa handtuchgroßen Staat bekommen, wäre der Teilungsbeschluss von den Arabern angenommen worden. Die palästinensische Position, die Camp David scheitern ließ, ist so verständlich wie ihr Nein zum Teilungsbeschluss gut 50 Jahre zuvor. Schon die Zweistaatenlösung fordert ihnen den Verzicht auf über 70 Prozent ihrer alten Heimat ab. Dass sie nun zusätzlich zum Verzicht auf noch weitere Prozent ihres Landes und vor allem zum Verzicht auf die Kontrolle der Landesgrenzen gezwungen werden sollten, musste die Gemüter erregen. Doch wie viel mehr Chancen hätte Arafat heute, die UNO zu einer Resolution zu bewegen, die die völlige Souveränität für seinen Staat fordert, hätte er dem damaligen Angebot zugestimmt.

Und wie viel mehr Chancen hätten die arabischen Staaten gehabt, wenn sie ihrer vorgeschlagenen Resolution die Klausel hinzugefügt hätten, die den Terror gegen Zivilisten verurteilt? Die Araber sind berühmt für ihr Talent, zu handeln. In den meisten Fällen geht das Geschäft zur Zufriedenheit beider Seiten aus. Diesmal nicht. SUSANNE KNAUL