: Kochen mit der afrikanischen Sonne
Internationaler Kongress in Düsseldorf untersucht die Perspektiven der Nutzung von Solarenergie für Afrika. Im Mittelpunkt soll eine einfache und kostengünstige Technik stehen, die auf Dauer auch von der heimischen Industrie produziert werden könnte
aus Düsseldorf DIRK ECKERT
Der Zustand der Stromversorgung in Gambia? Morro Ceesay hat eine einfache Beschreibung dafür: „Schrecklich“. Der 36-jährige Düsseldorfer Industriemechaniker kennt die Energieprobleme in Afrika, wo es in den Städten stundenlange Stromausfälle und auf dem Land oft gar keine Stromversorgung gibt, aus eigener Erfahrung. In einem Dorf in Gambia aufgewachsen, lernte er Elektrizität erst kennen, als er in die nächste größere Stadt kam. Doch jetzt hat Ceesay, der Vorsitzender des „Netzwerks der afrikanischen Vereine und Gruppen“ in Düsseldorf ist, eine Hoffnung: Solarenergie. „Kochkiste“ oder „Scheffler-Spiegel“ heißen die Geräte, die zur Lösung von Afrikas Energieproblemen beitragen sollen – sie machen es möglich, Sonnenenergie zum Kochen zu nutzen. Und nicht nur dazu: Die gesamte Palette der Möglichkeiten soll auf einem heute in Düsseldorf beginnenden Kongress „Solarenergie für Afrika“ vorgestellt werden. Veranstalter sind das Düsseldorfer Netzwerk und Dialog International, einer 1992 von Deutschen und Kongolesen gegründeten entwicklungspolitischen Organisation.
Bis zu 150 Grad lassen sich bei gutem Wetter mit der Kochkiste erreichen, einem Holzkasten mit Doppelglasscheibe und Blechdeckel. Holz sammeln gehört damit der Vergangenheit an – das hebt den Lebensstandard und senkt die Umweltbelastung. Mit Scheffler-Spiegeln lässt sich wie in Kenia oder Indien auch in Großküchen kochen.
Unter Experten ist die segensreiche Wirkung der Solarenergie freilich umstritten. „Bemühungen zur Verbreitung von Solarkochern laufen schon seit Jahrzehnten, aber Erfolge bleiben aus“, bilanzierte die Fachzeitschrift epd-Entwicklungspolitik. Großflächige Versuche zur Einführung von Solarkochern in Indien seien gescheitert, lediglich in Tibet hätte die Bevölkerung die Solarkocher angenommen, weil der Kocher dort wegen der intensiven Sonneneinstrahlung beinahe rund um die Uhr genutzt werden könne.
Morro Ceesay glaubt aber, dass das Kochen mit der Sonne in Afrika eine echte Chance hat. Die Technologie sei im Gegensatz zur Photovoltaik billig. Außerdem hätten die Erfinder Feldstudien durchgeführt, bevor sie mit der Entwicklung begonnen haben. „Die Geräte wurden nach dem Geschmack der Menschen gebaut.“ Auch den Vorwurf, dass mit dem Export der Kochkisten neue Abhängigkeiten geschaffen werden, weist er zurück: Letztlich sollten die Solargeräte in Afrika selbst hergestellt werden. „Am Anfang geht es aber nicht ohne Partnerschaft mit Industrieländern.“ In Afrika fehle die Infrastruktur.
Ohnehin sind für Ceesay die Solarkocher nur der Anfang. „Die Afrikaner müssen die wirtschaftliche Entwicklung selbst tragen“, betont er. Was ihm vorschwebt, ist nicht weniger als ein afrikanisches Wirtschaftswunder nach dem Vorbild der Tigerstaaten, das er dieses Jahr mit Solarenergie anstoßen und im nächsten Jahr vielleicht mit Wasserenergie vorantreiben will. „Wenn die Asiaten das schaffen, können wir Afrikaner das auch.“