: Pepsi hilft Arbeitern beim Abnehmen
US-Firmen reagieren: Da kranke Mitarbeiter Milliarden Dollar kosten, bieten sie Pausensport und Bionahrung an
SACRAMENTO taz ■ Amerikaner sind zu dick. Und das ist nun auch Arbeitgebern wie Ford, IBM und Pepsi zu viel. Arztrechnungen und Versicherungsbeiträge werden teurer, die Arbeitsleistung sinkt. Die Übergewichtigen kosten ihre Arbeitgeber zwölf Milliarden Dollar im Jahr, hat Vince Kerr ausgerechnet, der Direktor im Gesundheitsbereich der Firma Ford ist. Damit soll jetzt endlich Schluss sein.
Ein Verband von US-Firmen hat ein Institut gegründet, das sich mit Kosten und Gesundheitsrisiken der Krankheit Fettleibigkeit beschäftigt. Mit dem Institute on the Costs and Health Effects of Obesity soll Amerika endlich schlanker werden. Vor Arbeitsbeginn mal kurz ums Pepsi-Gebäude joggen. In der Mittagspause dann Hanteln stemmen. Und nach Feierabend ein bisschen auf dem Fahrrad schwitzen.
Alles möglich auf Kosten des Limonaden- und Snackherstellers, und alles auf dem Betriebsgelände. Schon seit 20 Jahren bietet Pepsi seinen Angestellten an größeren Standorten Fitnessmöglichkeiten an, doch dies reicht dem Unternehmen jetzt nicht mehr. „Pepsi ist daran interessiert, das Problem der Fettleibigkeit anzugehen“, sagt Dick Detwiler, Vizepräsident der Werbeabteilung.
So sehen es auch die anderen über 170 Firmen mit 40 Millionen Krankenversicherten, die zur Washington Business Group on Health gehören. Dieser Gesundheitsverband hat das neue Institut organisiert, und es wartet viel Arbeit: Laut Gesundheitsministerium galten Ende der 1990er-Jahre 59 Millionen der über 20-Jährigen als fettleibig. Immerhin 31 Prozent. Anfang der 1990er waren es gerade 23 Prozent. Der Anteil der Übergewichtigen hat sich im gleichen Zeitraum von 56 auf 65 Prozent erhöht. 15 Prozent oder fast 9 Millionen 6- bis 19-Jährige sind übergewichtig – dreimal mehr als 1980.
Das Institut sieht sich als Anlaufstelle für Arbeitgeber. Hier sollen sie erfahren, wie sie ihren Arbeitern beim Abnehmen und Schlankbleiben helfen können. Denn mittlerweile seien die Auswirkungen von Fettleibigkeit auf Gesundheit und Gesellschaft schlimmer als die von Rauchen, sagt Helen Darling, Präsidentin der Gruppe aus Washington. „Kein Unternehmen kann sich leisten, diese Probleme zu ignorieren.“
Abnehm-Bedarf sieht auch „Parkplace“, eine Kasinokette mit insgesamt 40.000 Angestellten, die ebenfalls Mitglied im Gesundheitsverband ist. In den Kasino-Kantinen wird nun ohne Butter gekocht und zuckerfreies Eis angeboten. Zudem informieren 10 Wellness-Zentren über Vorteile beim Abnehmen. Bei Bedarf sind sogar Einzelgespräche möglich.
Besonders stolz ist das Unternehmen aber auf seine Programme zum Fitwerden. An den Standorten schließen sich Arbeiter zu Fünfergruppen zusammen. 90 Tage lang abnehmen – mit Rezepten und jeder Menge Gesundheitstipps. Und die Mannschaft, die pro Kasino am meisten Gewichtsprozente verliert, bekommt immerhin 2.500 Dollar.
Bei einem Kasino in Nevada haben die Gewinner 12 Prozent abgenommen. Sie begannen mit 547 Kilogramm. Danach wogen die fünf aus der Gruppe nur noch 479 Kilogramm. Ein Minus von 68 Kilo oder rund 13 Kilo pro Person. Landesweit sind bereits 4.000 Kasino-Angestellte schlanker geworden.
„Fürs erste Mal ist das wirklich gut“, freut sich Gary Earl, Vizepräsident im Bereich Krankenversicherung. Der Einsatz habe sich rentiert. Mitarbeiter fühlen sich laut Earl wohler – „weil sie sich wieder vorn über beugen können“. Nächstes Jahr geht’s weiter. Dann winken als Preise auch Urlaubsreisen.
Die Arbeit am Fettleibigkeits-Institut hat gerade erst begonnen, aber Präsidentin Darling träumt schon von der Zukunft. Später sollen Städte, Gemeinden und Unternehmen zusammenarbeiten und sichere Räume für Kinder schaffen – damit sie sich mehr bewegen und etwa Fahrrad fahren. Ansonsten hat Präsidentin Darling noch keine Strategien für Firmen vorliegen. Nur kleine Ratschläge gibt sie: Die Angestellten ermutigen, Treppen zu steigen. Oder in der Kantine die Nährwerttabelle aufhängen. Beides helfe – und sei zudem billig. SIMON GAJER