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Archiv-Artikel

Auch Mütter testen

Bei vier von fünf Männern wird die Vaterschaft bestätigt

FREIBURG taz ■ Sein Geschäft ist der Zweifel, er bestätigt oder beseitigt ihn. Claus Waldenmaier ist Kinderarzt, Humangenetiker und Inhaber der Münchener Firma Genedia. Als einer der ersten hat er erkannt, dass man mit Vaterschaftstests Geld verdienen kann.

„Wir zerstören keine Familien“, verteidigt sich der Arzt. Tatsächlich könne er nämlich „in vier von fünf Fällen“ die Zweifel des Mannes an seiner Vaterschaft zerstreuen. „Nun kann sich der Mann ganz auf das Kind einlassen.“ Auch die Beziehung zu seiner Partnerin wurde nicht belastet, weil sie von seinem Verdacht erst gar nichts erfuhr.

„Bei zwei von drei männlichen Anfragen leben die Eltern allerdings gar nicht mehr zusammen“, erläutert Waldenmaier, „da ist meist schon viel kaputt gegangen, bis ein Vater anfängt nachzuforschen.“ Den meisten Männern gehe es auch nicht nur um Unterhaltszahlungen, die sie vermeiden wollen. „Sie sind vor allem seelisch verletzt und wollen wissen, ob sie ‚gehörnt‘ wurden“, erklärt der 62-Jährige, dessen Labor pro Jahr einige hundert Tests durchführt. Nach eigenen Angaben legt Genedia besonderen Wert auf persönliche Beratung und hat daher einen besseren Überblick über die Kunden als andere Labors.

Zwar richtet sich auch bei Genedia die Werbung ausschließlich an Väter, „aber rund 40 Prozent der Anfragen kommen bei uns von Frauen, darüber waren wir selbst überrascht“. Meist leben die Frauen noch mit dem Ehemann zusammen, haben aber einen Liebhaber und wollen nun wissen, von wem ihr Kind stammt. „Die Frau sucht vor allem Gewissheit, um Weichen für die Zukunft stellen zu können“, hat Waldenmaier beobachtet.

Die Mutter kommt dann mit drei Speichelproben, der eigenen, der vom Kind und der dritten von einem der beiden Männer. Heimliche Tests sind hier weniger oft nötig. Häufig stellt der Liebhaber gerne eine Probe zur Verfügung, denn er hofft, Vater zu sein und so die Frau für sich gewinnen zu können. Automatismen gibt es dabei aber nicht. „Wenn der Ehemann gut reagiert, bleibt die Frau auch oft bei ihm.“

Ursprünglich wollte Waldenmaier nur den Kindern das Blutabnehmen ersparen. Dann erkannte er, dass die genetische Untersuchung einer Speichelprobe noch einen weiteren Vorteil gegenüber der traditionellen Blutuntersuchung hat. Um die Vaterschaft zu bestätigen oder auszuschließen, genügen zwei Proben: die vom potenziellen Erzeuger und vom Kind. Erst so wurden einfache Vaterschaftstests ohne Wissen der Mutter möglich. CHRISTIAN RATH