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Archiv-Artikel

KALASCHNIKOW & CO. SIND DIE WELTWEIT GRÖSSTE BEDROHUNG IN KRIEGEN Massenmord mit Kleinwaffen

Seit Ende des Kalten Krieges wurden weltweit 50 heiße Kriege begonnen. Einige dauern noch an. Einer der letzten Kriege – der der USA und Großbritanniens gegen Irak – wurde in erster Linie mit der angeblichen Existenz verbotener Massenvernichtungswaffen gerechtfertigt. Eine völkerrechtlich nicht haltbare Begründung, die inzwischen zudem als Lüge enttarnt wurde. Keine Lüge, sondern brutale Realität ist hingegen der Einsatz immer noch erlaubter Massenvernichtungswaffen in den meisten der anderen 49 Kriege.

Über eine halbe Million Menschen werden jährlich Opfer des G-3-Gewehrs der deutschen Rüstungsschmiede Heckler & Koch, der russischen Kalaschnikow und anderer so genannter „Kleinwaffen“. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat diese verharmlosende Bezeichnung zu Recht verworfen und die weltweit verbreiteten Mordgeräte als die „Massenvernichtungswaffen der heutigen Kriege“ bezeichnet.

Die Untätigkeit der Staatengemeinschaft gegen diese Form von realem Massenmord steht in scharfem Kontrast zur Beschwörung der bislang fiktiven Bedrohung durch atomare, chemische oder biologische Massenvernichtungswaffen. Besonders in den USA fällt das auf. Sie sind Spitzenreiter bei der Produktion von Kleinwaffen, der Verbreitung im eigenen Land sowie beim – legalen wie illegalen – Export. Und niemand hat die Vereinbarung und Umsetzung verbindlicher und wirksamer Maßnahmen zur Eindämmung wenigstens des illegalen Handels mit Kleinwaffen stärker behindert als Washington – aller anders lautenden Rhetorik zum Trotz.

Dieser Skandal ist jedoch keine akzeptable Ausrede für andere Staaten. Niemand hindert etwa die rot-grüne Regierung daran, endlich ihre sämtlichen Verpflichtungen aus dem UNO-Aktionsplan von 2001 vollständig umzusetzen oder darüber hinaus weiter gehend zu handeln. So könnte Berlin wenigstens dafür sorgen, dass das G-3-Gewehr seine langjährige Spitzenposition unter den weltweit am meisten verbreiteten und effektivsten Massenvernichtungswaffen verliert. ANDREAS ZUMACH