: Universitäres Armutszeugnis
Hamburger Uni will Deutschkurse für ausländische Studierende nach 30 Jahren abschaffen. Stattdessen sollen Bewerber schon ausreichend Deutsch sprechen können
Ein trauriges Jubiläum feierte gestern der Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ (DAF) der Universität im Foyer des Audimax. Nach 30 Jahren droht die Abschaffung der 1973 eingerichteten Intensivkurse, die Studierende aus dem Ausland sprachlich und kulturell aufs Studium an der Hamburger Riesenuniversität vorbereiteten. „Es gibt kein Menschenrecht auf Gratis-Deutschkurse“, sagte der neue Leiter der Abteilung Internationales, Jochen Hellmann, bei einer Podiumsdiskussion: „Die Uni ist nicht mehr so reich wie in den 70ern und 80ern.“ Deshalb sollten die Ressourcen nur noch in studienbegleitende Kurse investiert werden.
Nach Hellmanns Plänen sollen Studienbewerber in ihren Heimatländern Deutsch lernen. Doch dies, so der Asta, verschärfe die soziale Auslese, zumal die Zahl der Goethe-Institute weltweit abnimmt. „Sie wollen wohl nur noch die Crème de la Crème der Entwicklungsländer hier haben“, kritisiert auch DAF-Absolventin und Politikstudentin Cheriff Walde. Sie selbst sei als politisch Verfolgte nach Deutschland gekommen. Gebe es künftig keine DAF-Kurse mehr und würde lediglich aufgenommen, wer aus dem Stand eine Sprachprüfung besteht, kämen „nur noch die Kinder der korrupten Führungseliten“.
In den insgesamt vier DAF-Kursen werden derzeit 120 Studierende aus 90 Ländern gefördert. Nur ein Teil der ausländischen Studierenden muss vor Studienbeginn diese Kurse machen. Bisher entscheidet noch ein Einstufungstest, ob es auch ganz ohne Kurs geht.
Jochen Hellmann begründet die DAF-Abschaffung mit der hohen Abbrecherquote ausländischer Studierender. So müsse man das Sprachniveau auch deswegen von vornherein festlegen, „weil nicht entgangen ist, dass leider die meisten den Abschluss nicht schaffen“.
„Hohe Abbrecherquoten sind ein Problem des gesamten Universitätsbetriebes“, hält DAF-Dozentin Doris Krohn dagegen. Auch würde der größere Teil der rund 5000 ausländischen Studierenden nicht von den Intensivvorbereitungskursen profitieren. Krohn: „Die Studienerfolgsquote der DAF-Absolventen ist ziemlich hoch.“ KAIJA KUTTER