: Pink Channel funkt weiter
Trotz des Aus für den Offenen Kanal: Radiosender will weiterhin über Schwulenthemen berichten. Das CSD-Straßenfest wird über FSK übertragen. Macher des Pink Channel sprechen von „Scheuklappenmentalität des Senats“
von PETER AHRENS
Weitergemacht wird auf jeden Fall. Darüber gibt es für die Macher des schwulen Radiomagazins „Pink Channel“ überhaupt keine Debatte: „Auch wenn der Offene Kanal dichtmacht – Pink Channel wird nicht verschwinden“, macht Wolfgang Krömer, einer der Gründer des Projektes, klar und lässt erst gar keine Zweifel aufkommen. Wenn in diesem Jahr über den Christopher Street Day in der kommenden Woche berichtet wird, gibt es schon einmal einen Vorgeschmack darauf, was das bedeuten könnte. Die Berichterstattung über die Parade und das Straßenfest am Samstag der folgenden Woche wird nämlich nicht im Offenen Kanal, sondern vom Freien Senderkombinat FSK übertragen.
Seit 15 Jahren sendet der Pink Channel jede Woche im Bürgerfunk der Hansestadt, dem Offenen Kanal, dem jetzt vom Rechts-Senat der Hahn abgedreht werden soll. „Als Redaktion sind wir so stark, dass wir deswegen nicht sterben werden“, setzt Krömer darauf, dass man über die Jahre gewachsen ist. Den Offenen Kanal wird man auch durch die Übergabe einer Liste mit fast 20.000 Unterschriften an Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt in dieser Woche nicht retten können, das ist Krömer und Mitsender Peter Gehlsdorf klar. Nun beginne die Suche nach Alternativen, zudem sehe man die halbprivate Hamburg Media School, die den Offenen Kanal schlucken wird, in der Pflicht, auch in Zukunft einen Bürgerfunk anzubieten.
Klar ist, dass der Pink Channel und das schwulenpolitische Fernsehpendant „Homo Viel“ ab Juli erst einmal nicht mehr senden, da die Plattform des Offenen Kanals dann nicht mehr zur Verfügung steht. Für die schwul-lesbische Community fällt damit ein weiteres Medium vorerst flach, das ihre Themen in die Öffentlichkeit getragen hat. Was bleibt, ist für Hamburg lediglich das Schwulenmagazin Hinnerk. Die zweite Zeitschrift, die das Unternehmen Eurogay herausgegeben hatte, hat wegen Insolvenz kürzlich die Segel gestrichen. „Was vom Senat einfach so vom Tisch gewischt wird, ist ein Wegbrechen einer ganzen Kultur“, moniert Krömer. Für ihn offenbart sich dort schlicht „die Scheuklappenmentalität des Senats“.
Was er und Gehlsdorf auf jeden Fall befürchten, wenn die Media School als Vorzeigeprojekt des Senats die Trägerschaft des Bürgerfunks übernommen hat: Inhalte der Beiträge werden einer politischen Kontrolle unterzogen. Krömer verweist auf das Modell des Bürgerfunks in den konservativen süddeutschen Bundesländern. Hier werde fast jeder kritische Beitrag im Schwulenradio zur Überarbeitung zurückgegeben, bevor er genehmigt und gesendet werden könne. Live-Sendungen seien auf diese Art überhaupt nicht mehr möglich. „Klar, dass die Leute dann irgendwann mürbe werden und einfach aufhören.“
Die Anleihe beim FSK zum diesjährigen CSD war nötig geworden, weil der Offene Kanal an diesem Tag keine Zeit für schwule Belange hat. Er überträgt stattdessen den ganzen Tag von der Altonale. Gehlsdorf mutmaßt, dass man beim OK jetzt schon mal bestrebt sei, zu beweisen, dass man „nicht Sparten, sondern ein breites Publikum ansprechen will“. Das Überleben wird ihm aber auch das wahrscheinlich nicht sichern.
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