Mit Geld und Ambition

Erneut glänzt der Sammler in Berlin: Heiner Bastian baut gegenüber der Museumsinsel ein Galerie- und Wohnhaus

Der Architekt David Chipperfield wird das Galeriehaus mit einer Privatwohung bauen, das Heiner Bastian, Kunstmanager, -händler und -sammler, an der Adresse Hinter dem Gießhaus 1, direkt gegenüber dem Neuen Museum, plant. Bastian, vor allem dadurch bekannt, dass er beim Museum für Gegenwartskunst, dem Hamburger Bahnhof und der Sammlung Marx die Fäden zog, meinte allerdings, der Architekt müsse auf das „zögerliche, fahle Licht Europas“ verzichten. Statt eines indirekten, gefilterten Museumslichts bestand Heiner Bastian bei der Pressekonferenz im Pergamonmuseum auf Living Light, auf nomadischem Tageslicht, das ganz natürlich als Seitenlicht durch die Räume wandert.

„In einer arm gewordenen Stadt“, so schrieb Bernhard Schulz im Tagesspiegel, als im Februar die Entwürfe der eingeladenen Architekten Hans Kollhoff, Frank Gehry, Peter Zumthor und Ron Radziner öffentlich gemacht wurden, „ist der Mann mit Geld (und Ambitionen) der wahre Herr.“ Und als solcher darf er, wie jetzt bei der Prämierung des Siegerentwurfs deutlich wurde, auch ein paar Wahrheiten ausspechen, die sonst gerne als quantité négligeable beiseite geschoben werden. Er habe, so Bastian, auf ein paar Stockwerke in seinem Haus verzichtet, denn er könne sich vorstellen, dass man lieber in einem Büro arbeite, dessen Deckenhöhe nicht nur die üblichen 2,40 Meter betrage. Bislang freilich sollte man eine solche Architektur in Berlin ernsthaft preisen, nur weil sie beispielsweise hinter einer Fassade von Hans Kollhoff versteckt war.

Erstaunlicherweise geriet also Bastians Pressekonferenz, auf der seine Familie, seine Frau Céline und sein Sohn Aeneas sowie Peter-Klaus Schuster, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, vertreten waren, zu einer kleinen Sternstunde der Architekturkritik. Denn tatsächlich wurden die Entwürfe aus dem Innern des Hauses heraus qualifiziert. Das kam dem klassizistischen Tempel, den Kollhoff vorgeschlagen hatte, so wenig zugute wie Peter Zumthors skulpturalem Monolithen. Bei ihm fand sich zu wenig Ausstellungsraum, während Kollhoffs abgeschirmtes Sanktuarium, das meint, Kunst bedürfe noch immer sakraler Weihe, in scharfen Worten verworfen wurde.

„Der Code dieses Ortes heißt Stadt“, war das weitere Kriterium Bastians zur Außenwirkung des Hauses, ein Kriterium, das die Museumsinsel als Referenz erst einmal auf Distanz rücken wollte. Allerdings scheint mit dem jetzigen Gewinner David Chipperfield, der ja auch für den Neubau des gegenüberliegenden Neuen Museums verantwortlich zeichnet, die Verbindung enger denn je. Doch man kann das elegante unprätentiöse Natursteingehäuse, das Chipperfield vorschlägt, durchaus als einen Bau sehen, der vorrangig eine Figur der aktuellen Stadt sein will und keine seiner historischen Nachbarschaft. Und weil das Haus von seiner Innen- wie von seiner Außenperspektive so dezidiert der Stadt anvertraut wird, geht es am Ende womöglich in Ordnung, dass an solch prominenter Stelle der Mann mit Geld und Ambitionen der wahre Architekt ist (wie Peter-Klaus Schuster vermutete).

BRIGITTE WERNEBURG