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Archiv-Artikel

Britische Ohrfeige für Bildungsreformer

Großbritannien will den deutschen Bachelor nicht anerkennen. Studenten sagen: Die Deutschen sind selbst schuld

BERLIN taz ■ „Woanders gibt es das schon“, lautet eines der meistzitierten Argumente, wenn Bildungspolitiker hierzulande über die Internationalisierung deutscher Hochschulabschlüsse debattieren. Bachelor und Masterabschlüsse dürfen denn auch seit der Novelle des Hochschulrahmengesetzes im Jahre 1998 von deutschen Universitäten vergeben werden. In Großbritannien hat sich die Bundesregierung, die sich in Sachen Bildung gern reformfreudig zeigt, dafür nun eine Ohrfeige geholt. Wer demnächst einen deutschen Bachelor erwirbt, wird mit diesem auf der Insel höchstwahrscheinlich erst nach einer gesonderten Prüfung ein Masterstudium beginnen können.

Das britische Zentrum für die Anerkennung internationaler akademischer Titel, Naric, will den deutschen Bachelor nicht als vollwertig anerkennen. Das wurde gestern bekannt. Laut Medienberichten stuft die Naric den deutschen Bachelor lediglich als „Ordinary Bachelor“ ein. Wer sich in Großbritannien in einen Masterstudiengang einschreiben will, muss aber einen „Honours Bachelor“ vorweisen. Die Regelung gelte für Fachhochschüler und für Universitätsabsolventen gleichermaßen, hieß es übereinstimmend.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) kritisierte die britische Entscheidung. „Diese Bewertung trägt der deutschen wissenschaftlichen Ausbildung nicht ausreichend Rechnung“, hieß es gestern in Bonn. Derzeit prüfe man, wie das Naric zu seiner Position gekommen sei, sagte ein Pressesprecher. Dann wolle man diese entkräften. Deutschland und Großbritannien haben bislang kein bilaterales Abkommen geschlossen, das die gegenseitige Anerkennung akademischer Titel regelt.

Kritiker der deutschen Hochschulreform sehen ihre Haltung durch die britische Entscheidung bestätigt. „Die Abwertung des deutschen Bachelor in Großbritannien ist die Quittung dafür, dass in der Reformdebatte bislang nur über Strukturen geredet wurde und nicht über Studieninhalte“, sagte Lars Schewe vom Freien Zusammenschluss der Studentinnenschaften (fzs) in Bonn gestern zur taz. Hinter der deutschen Diskussion über Bachelor- und Masterabschlüsse stehe vor allem der Gedanke, die Studentenzahlen an den Universitäten zu verringern. „Das Argument der internationalen Vergleichbarkeit zielte immer nur darauf, die Studienzeiten in Deutschland zu verkürzen“, so Schewe. Deshalb käme für ihn die britische Ablehnung nicht überraschend. MATTHIAS BRAUN

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