USA allein auf der Welt

UN-Generalsekretär Annan und EU-Außenminister wollen Kontrollen im Irak genügend Zeit einräumen. US-Regierung hält Fristverlängerung für überflüssig. Irak: Super Zusammenarbeit

NEW YORK/BAGDAD dpa/afp/taz ■ UN-Generalsekretär Kofi Annan hat gefordert, den Waffeninspektoren der Vereinten Nationen mehr Zeit für ihre Arbeit in Irak zu geben. „Wenn sie Zeit brauchen, dann sollte ihnen die Zeit gegeben werden, um ihre Arbeit zu beenden“, sagte Annan am Montag in New York vor der mit Spannung erwarteten Sitzung des UN-Sicherheitsrats, in der die Inspektoren über ihre bisherigen Ergebnisse berichten sollten. Er nehme an, dass der Sicherheitsrat den Inspektoren diese Zeit geben werde, fügte Annan hinzu.

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), die an den Kontrollen führend beteiligt ist, wird sich der Forderung Annans anschließen. „Es braucht noch ein paar Monate, um zu einer abschließenden Einschätzung zu gelangen“, sagte IAEO-Sprecherin Melissa Fleming am Montag in Wien. Der Bericht werde eine Reihe von Details enthalten, so Fleming. Mit Überraschungen sei nicht zu rechnen.

Auch die EU-Außenminister einigten sich am Montag in Brüssel auf eine Formulierung, mit der sie die Absicht der Inspektoren begrüßen, ihre Arbeit „fortzusetzen und zu intensivieren“. Außenminister Joschka Fischer sagte, damit sei die Position der EU klargestellt. Die Inspektoren sollten alle Zeit bekommen, die sie benötigten. Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, erklärte dagegen, den UN-Kontrolleuren „mehr Zeit“ zu geben bedeute „mehr Zeit für Irak, um zu lügen“.

Auch US-Außenminister Colin Powell sieht aufgrund von Geheimdienstberichten „die schlimmsten Befürchtungen“ Washingtons über das Streben Iraks nach Massenvernichtungswaffen bestätigt. „Wir hoffen, diese Berichte, sofern möglich, in einer Woche öffentlich zu machen“, sagte Powell. US-Präsident Bush werde den Irakkonflikt in dieser Woche mit mehreren Staatschefs erörtern und danach entscheiden. Powell bekräftigte, dass eine zweite UN-Resolution zum Irak für die USA keine Vorbedingung sein könne, um gegen Bagdad vorzugehen. Er räumte ein, dass manche Länder sich Washington leichter anschließen könnten, wenn eine Resolution den Einsatz „aller notwendigen Mittel“ einräume.

Der irakische Außenminister Nadschi Sabri bezichtigte Powell dagegen der Lüge. „Die wahren Gründe für diese geplante Kampagne sind die Kontrolle über das irakische Öl und die Sicherheit Israels“, sagte Sabri. Zugleich betonte er seine „vollständige Zusammenarbeit“ mit den UN-Kontrolleuren. Diese hätten in 60 Tagen 460 Anlagen durchsucht. „Das war eine super Zusammenarbeit“, so Nadschi.

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