: Offensive in Gaza
Zwölf Tote und viele Verletzte beim größten Militäreinsatz Israels in der autonomen Stadt seit Beginn der Intifada. Palästinenser sprengen Esel
GAZA/JERUSALEM dpa ■ Bei der größten Militäroffensive Israels in der Stadt Gaza seit Beginn der Intifada vor zwei Jahren sind gestern mindestens zwölf Palästinenser getötet worden. 67 Menschen wurden nach palästinensischen Angaben bei den mehrstündigen Schießereien zwischen Soldaten und Palästinensern verletzt, darunter 14 schwer. In Rafah im südlichen Gaza-Streifen erschossen israelische Soldaten gestern einen sechsjährigen Jungen. Zehntausende von Palästinensern schworen beim Begräbnis der Getöteten blutige Rache an Israel.
Die Großoffensive erfolgte nur zwei Tage vor den israelischen Parlamentswahlen. Israels Verteidigungsminister Schaul Mofas von der regierenden Likud-Partei bezeichnete den Einmarsch in die größte Palästinenserstadt als „Schlag gegen die terroristische Infrastruktur“. Mofas zufolge zieht Israel eine Wiederbesetzung des 1994 geräumten Gaza-Streifens in Betracht. Die palästinensische Führung warf Israel vor, mit der Eskalation ihrer Militäreinsätze nur mehr Gewalt und Instabilität auszulösen.
Die Soldaten drangen in der Nacht zum Sonntag mit 50 Panzern und Kampfhubschraubern bis auf 100 Meter ins Zentrum vor. Seit Beginn der Autonomie Gazas vor einem Jahrzehnt waren israelische Truppen nie wieder so weit in die Stadt vorgestoßen. Palästinensischen Angaben zufolge wurden mehrere Metallwerkstätten gesprengt. Zudem zerstörten Soldaten Häuser von drei Mitgliedern der radikal-islamischen Hamas.
Bei Bethlehem jagten militante Palästinenser gestern einen mit Sprengstoff beladenen Esel in die Luft. Die Fahrgäste eines vorbeifahrenden Busses blieben unverletzt. Der Anschlag nahe dem Dorf El Chader sei fehlgeschlagen, weil der Bus vorher gebremst habe, hieß es von jüdischen Siedlern. Die Detonation sei vermutlich mit einer Fernbedienung ausgelöst worden. Die israelische Armee sperrte das Gebiet ab, um nach den Tätern zu suchen. Die Palästinensergebiete sollen bis nach den Parlamentswahlen abgeriegelt bleiben.
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