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Archiv-Artikel

Es wird eng für Irak

Angesichts der Truppenhäufung im Golf läuft Inspektorenchef Blix die Zeit davon. UN-Kontrolleure finden geschmuggeltes Waffenmaterial

BERLIN dpa/afp/rtr/ap ■ Durch den Aufmarsch amerikanischer und britischer Truppen in der Golfregion sehen sich die UN-Waffeninspektoren im Irak zunehmend unter Zeitdruck. Das sagte ihr Chef Hans Blix der BBC. Er sei nicht sicher, ob ihm genug Zeit gegeben werde, seine Arbeit zu beenden, obwohl den Inspektoren derweil Hinweise westlicher Geheimdienste auf mögliche Massenvernichtungswaffen im Irak vorliegen. „Es kann sein, dass es eines Tages heißt, ‚Geht zur Seite, Jungs, wir kommen jetzt rein‘.“ Um die Arbeit der Kontrolleure zu intensivieren, werde das Team um 60 auf fast 200 Kontrolleure verstärkt, sagte Blix der Washington Post.

Blix zufolge haben die UN-Waffeninspektoren inzwischen den Schmuggel von waffenrelevanten Gütern aufgedeckt. „Wir haben mehrere Fälle aufgedeckt, in denen klar ist, dass Irak waffenrelevantes Material in Verletzung des Verbots des Sicherheitsrates eingeführt hat“, sagte Blix. „Ob diese Entdeckungen oder Artikel im Zusammenhang mit Massenvernichtungswaffen stehen, müssen wir noch untersuchen.“ Durch die nun vorliegenden Geheimdienstinformationen konnten die Inspektoren zudem Anlagen inspizieren, die ihnen bei früheren Gelegenheiten entgangen waren.

Im März werde er dem UN-Sicherheitsrat einen umfangreichen Bericht vorlegen, in dem er unter anderem eine Liste der „verbleibenden Hauptabrüstungsaufgaben“ und das künftige Arbeitsprogramm der Inspektoren vorstellen wolle, so Blix. Er betonte, dass der für den 27. Januar geplante Bericht den „Beginn der Inspektionsarbeit, nicht das Ende“ darstelle. Blix reagierte damit auf eine Äußerung von US-Präsident George Bush, der den Bericht Ende Januar als Start der „Endphase“ bezeichnet hatte. Zusammen mit dem Chef der Internationalen Atomenergie-Behörde IAEO, Mohammed al-Baradei, will Blix am 19. und 20. Januar die Regierung in Bagdad mit offenen Fragen zu ihrem Waffenbericht konfrontieren.

Im Rahmen der diplomatischen Bemühungen um die Verhinderung eines Irakkriegs will Präsident Saddam Hussein seinen engen Berater General Ali Hassan al-Madschid nach Ägypten entsenden. Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena berichtete, das Mitglied des Revolutionären Kommandorats werde Präsident Husni Mubarak am Freitag einen Brief überbringen.

In Erwartung eines Irakkriegs startet Israels Regierung heute Vorbereitungen auf einen Krieg. Die Aktion läuft unter dem Codenamen „Roter Hagel“, sagte ein Regierungssprecher.