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Archiv-Artikel

Drei Menschen-Kopierer – und jeder will einmalig sein

Zavos, Boisselier und Antinori: Ihre Ankündigungen, Menschen klonen zu können, werden inzwischen nicht mehr nur belächelt – dafür bezichtigt der eine die anderen der Lüge

BERLIN taz ■ Zu dritt waren sie aufgetreten vor der Acadamy of Sciences in Washington, zu dritt wurden sie verlacht. Anfang August 2001 war das, als die Französin Brigitte Boisselier, der Italiener Severino Antinori und der Amerikaner Panos Zavos erklärten, im Jahr 2002 würden sie die ersten Menschen kopieren. Sie haben seither weitere Ankündigungen folgen lassen, es wurde jedesmal am Wahrheitsgehalt gezweifelt, weil sie Beweise schuldig blieben. Aber gelacht wurde kaum mehr.

Das hat auch damit zu tun, dass alle drei über Geld für ihre Vorhaben verfügen. Wie viel ist nicht belegt, aber für die Finanzkraft sprechen sowohl die Tatsache, dass es genug verzweifelte Eltern gibt, die sich ihren Kinderwunsch erfüllen wollen, als auch die Unsterblichkeitsfantasien potenter Sponsoren. Boisselier will 250 reiche Klonkandidaten gefunden haben, bei Antinori soll gar Libyens Gaddafi angefragt haben. Zavos behauptet: „Die Investoren haben sich förmlich aufgedrängt.“

Dass die Ankündigungen der drei nicht als Witzmeldungen abgetan werden, liegt auch daran, dass es sich nicht bloß um pensionierte Biologielehrer handelt. Zavos war Professor für Fortpflanzungsmedizin an der Universität des US-Staates Kentucky. Antinori durfte zwar jahrelang nur in italienischen Provinzkliniken praktizieren, aber von dort aus publizierte er in anerkannten Fachzeitschriften. Anfang der 90er verschaffte er sich mit der Meldung Gehör, er habe einer 63-jährigen Bäuerin zu einem Neugeborenen verholfen. Boisselier schließlich ist promovierte Biochemikerin; ihr früherer Arbeitgeber, der französische Chemie-Konzern Air Liquide, nennt sie „brillant“.

Auch wenn sie nun kaum mehr verspottet werden, so lässt sich an ihren Auftritten der Wunsch nach Anerkennung ablesen. Manchmal als Heilsverkünder, manchmal kühl berechnend, manchmal schmollend, aber stets mit einem Ausrufezeichen. „Das Volk steht auf meiner Seite!“, verkündete Antinori. „Nur die Machthaber sind gegen mich.“ Bisweilen wirken die Inszenierungen auch rührig, etwa wenn Zavos sich auf seiner Internetseite als erster Honorarprofessor der chinesischen Akadamie der Wissenschaften feiert oder Boisselier Interviewtermine wie einen Agentenaustausch aufführt.

Die verletzte Eitelkeit führt nicht gerade zu einem vornehmen Wettstreit der Klonforscher. Während Zavos zunächst mit Antinori kooperierte, nannte er ihn vor einigen Wochen einen Lügner. Boisselier hält ohnehin Abstand zu Antinori und Zavos. Der wiederum sagte zum Auftritt der Rivalin am Freitag: „Nichts als Gerede.“ GEORG LÖWISCH