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Friedrich Küppersbusch über die taz Ein Wunder. Oder zwei.

Friedrich Küppersbusch beantwortet wöchentlich Fragen zum Zeitgeschehen. Was sagt er zur taz?

Friedrich Küppersbuschs Kolume erscheint sonst im Ressort taz2Medien. „Mit Vergnügen” beantwortet er Fragen zur taz. Bild: dpa

Dieser Mann ist der taz seit vielen Jahren als Autor verbunden – und Sie, unsere LeserInnen, mögen seinen Ton, seine Befunde, seine Fähigkeit zum Zuspitzen des Alltagswahnsinn: Friedrich Küppersbusch und seine zunächst auf der Meinungsseite, nun montäglich im Ressort taz2Medien auf der Seite 14 erscheinenden Text unter der Überschrift „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch”. Der Autor, Journalist und Fernsehproduzent hat vorigen Montag die taz besucht.

Eine Plauderei unter KollegInnen, die die kriselnde Zeitungsmedienwelt ähnlich sehen. Verabredet wurde dies in erster Linie: Der Mann, dem mal freundlicher, mal beißender Spott zu äußern ohne Komikerpose wie angeboren gegeben ist, wird am 25. April beim taz.lab 2015 zu Gast sein. Und noch dies: Dass er einige Fragen für die „aus der taz”-Seite beantwortet. „Mit Vergnügen”, sagte er und formulierte los.

taz: Herr Küppersbusch, was ist die taz für Sie?

Friedrich Küppersbusch: Ein Wunder. Oder zwei: Ich glaube nicht, dass irgendjemand richtiges Geld mit ihr verdient – und trotzdem hat sie nun schon vielen ihrer Artgenossen beim Sterben zugeguckt. Dann wieder wundert, dass ein 80-Millionen-Volk angewiesen ist auf so eine skurrile Folge von Mutproben, Zufällen, Selbstlosigkeiten und Geistesblitzen – um wenigstens eine verlagsunabhängige Zeitung zu haben. In Worten:1. In Worten: 80 Millionen.

Manche Journalisten und Verleger sagen, die taz sei ein Generationenblatt. Stimmt das?

Ja klar. Die Gründergeneration und, in der Halbwertzeit von journalistischen Moden gerechnet, nun schon die Enkelgeneration. Die Grundidee wendete sich damals gegen die „bürgerliche Presse”. Die hatte mit Umwelt, Frauen, Frieden, Nachhaltigkeit, APO wenig am Hut. So war die frühe taz – unter Schmerzen – oft ein Rahmen für Flugblattschreiben. Dieses Motiv wiederholt sich heute zwischen „Altmedien” und Netzjournalismus. Die bevorstehende Balancierung, und Gott sei es geklagt: Professionalisierung steht vielerlei schönen Ansätzen im deutschsprachigen Netz noch bevor. Nach dem Maschinensturm kommt die Phase der klügeren Nutzung der Maschinen. Da hat die taz Know-how.

Manche LeserInnen sagen, die taz möge weniger Bilder enthalten, vor allem politischer werden – andere befürworten das Gegenteil. Was meinen Sie?

Leichter Auftritt, schwerer Inhalt: Find ich okay. Manche Zeitungen verkaufen schlechtes Gewissen. Man weiß beim Kauf, dass man vieles ungelesen wegwerfen wird. Wann haben Sie Ihr letztes Zeit-Dossier auswendig gelernt? Ich liebe es, wenn am Ende der Zeitung noch Leser übrig ist – nicht umgekehrt.

Ist die taz für Sie als Person von außen ein Blatt mit publizistischer Zukunft, da doch sonst alle Blätter kriseln?

„Frauenbewegung” ist allseits in Schattierungen adoptiert, „Anti-Atom” hat gar die CDU befallen, und beim Friedensthema ist die taz selbst sehr elastisch geworden. Heute würde sie den Gründungsdreiklang wohl Genderpolitik, Nachhaltigkeit und social engineering nennen. Damit wäre sie ja wieder einen Schritt vorm Rest. Übrigens: Wenn ich mich mal über Inhalt der taz ärgere, freue ich mich halt über das Geschäftsmodell. Neben dem Konzept Mitarbeiterbeteiligung (Spiegel) und Lustige Witwe (Springer, Bertelsmann) ist die Genossenschaft offenbar deutlich stabiler als der Wettbewerb.

Hätten Sie noch Wünsche frei – was wären Ihre Vorschläge an die Adresse der taz, sich zu verbessern?

Die ersten wesentlich netzgestützten Bürgerbewegungen sind Occupy, Stuttgart21, doch auch sowas Irrlichterndes wie die Montagsdemos und wohl auch Pegida. Heißt ja auch, dass da manches noch hochtourig vor die Wand pubertiert. Die taz-typische Mischung aus Basisnähe und Professionalität hat noch keine ausgewiesene Heimstatt im Netz. Sowas kostet natürlich auch gleich wieder ein Schweinegeld.

Wird es für die taz nicht allmählich Zeit, sich auch zu stärker visualisieren?

Das kostet zweifach Schweinegeld. Allerdings ist Bewegtbild im Netz zunehmend Währung, die technischen Produktionskosten haben sich auf Zehntelbruchteile dessen reduziert, was klassisches Fernsehen kostete. Die Alternative ist Selbstausbeutung. Das kennt Ihr doch!

FRAGEN: JAN FEDDERSEN