Best of taz-Leibesübungen : Günter Netzer ist tot
Seit 30 Jahren berichtet das taz-Ressort Leibesübungen vom Sein und Schein im Sport – das Beste gibt es jetzt als Buch.
Leibesübungen – das klingt nach Papa Jahn, Wehrertüchtigung und müffelnden Turnhallen.
Die Leibesübungen der taz sind etwas ganz anderes. Im Jahr 1983 hat die taz den Sportteil quasi neu erfunden und damit das erste Sportfeuilleton Deutschlands geschaffen. Mit radikaler Subjektivität, schnoddriger Schreibe, viel Ironie und unerschrockenem Draufgängertum wird seither täglich aufs Neue der politische Irrsinn des Profisports genauso zerlegt wie der Eleganz bisher ungehörter Randsportarten gehuldigt.
Eine Auswahl der besten Texte aus drei Jahrzehnten gibt es nun als Buch – mit Fußballhelden ohne Scham und Charme, geklonten Sportmoderatoren und vielen Rekorden im Rausch der Dopingpräparate. „Wenn man als LeserIn einen Stapel alter Zeitungen wegwirft, macht man sich selten bewusst, wie viel Arbeit darin steckt”, sagt die Herausgeberin Brigitte Marquardt, die sonst das taz-Archiv betreut. „Viele Texte der taz-Leibesübungen haben nicht nur eine feuilletonistische Qualität, sie bleiben auch selbst nach 30 Jahren informativ und ermöglichen einen erhellenden Blick auf den Profisport heutzutage.”
Kreativer Sachverstand von außen
Doch wie verpackt man diese Texte heute attraktiv? Brigitte Marquardt und ihre Mitherausgeberin Regina Masemann vom taz.shop besannen sich einer alten taz-Tradition: Sie holten sich jungen kreativen Sachverstand von außen, nämlich Studierende vom Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt.
Professorin Jenny 8 Del Corte Hirschfeld, Fachfrau für Buchgestaltung, hat das Projekt betreut und mit ihren StudentInnen die Gestaltungsvorschläge für gleich fünf taz-Bücher mit großer inhaltlicher Breite entwickelt. Der ursprüngliche Gedanke war, mehrere Buchentwürfe parallel zu realisieren. Wie es bei solchen Vorhaben öfter vorkommt, entpuppte sich die Umsetzung aufwendiger als angenommen.
Weitere Bücher sollen folgen
Und so liegen nun zunächst einmal die „Leibesübungen” vor. Weitere Bücher sollen folgen. Denn nicht nur die StudentInnen möchten ihre Entwürfe umgesetzt sehen, auch weitere taz-Ressorts stöbern jetzt in ihrer Vergangenheit nach besonderen Texten.
Selbst wenn sich der finanzielle Gewinn für die Studierenden und die taz in Grenzen hält, die Juwelen im taz-Archiv sind die Arbeit in jedem Fall wert.
EVA BERGER