piwik no script img

lab 2018

Bedingungsloses Grundeinkommen Willkommen, Juha Järvinen!

Juha Järvinen wird auf dem taz lab über seine Erfahrungen mit dem Experiment Grundeinkommen in Finnland berichten.

Ist ein Bedingungsloses Grundeinkommen die Lösung? Bild: dpa

von HANNES KOCH

Die 560 Euro vom Staat waren für Juha Järvinen der Beginn eines neuen Lebens. Seit gut einem Jahr bekommt der 39-Jährige das Geld jeden Monat von der finnischen Regierung, weil er als einer von 2.000 registrierten Arbeitslosen für das Grundeinkommen-Experiment ausgelost wurde. Beim taz lab berichtet er über seine Erfahrungen.

Der Mann mit dem schwarzen Zylinder wohnt in einem alten Schulgebäude drei Zugstunden nordwestlich von Helsinki. In seiner Werkstatt stellt er Trommeln her. Das staatliche Geld, so hofft er, ermöglicht ihm, seine Firma wiederzueröffnen und finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.

Zuvor musste er wie alle finnischen Arbeitslosen jeden Euro zusätzlichen Einkommens offenlegen – ein ziemlicher bürokratischer Aufwand. Teilweise wurden dann seine Einnahmen vom Arbeitslosengeld abgezogen. Da ließ er das Arbeiten lieber sein. Jetzt ist es anders: Zusätzlich zu den 560 Euro kann er seinen kompletten Verdienst behalten. Die finnische Regierung testet diese Art des Grundeinkommens, um herauszufinden, ob es Arbeitslose veranlasst, neue Arbeit zu suchen.

Von der Utopie zur Wirklichkeit?

Das Experiment ist möglicherweise ein Schritt, den neuartigen Mechanismus in das finnische Sozialsystem einzubauen. Der Berliner Michael Bohmeyer tut ähnliche praktische Schritte. Bohmeyer verlost Grundeinkommen in Deutschland. Aus Spendengeldern erhalten die Auserwählten ein Jahr lang 1.000 Euro monatlich ohne Bedingungen. Bohmeyer erzählt, was das auslöst.

Und die grüne Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke erklärt, was sonst noch denkbar wäre, um das Konzept des Grundeinkommens aus der Utopie in die Wirklichkeit zu holen. Vielleicht ist es eine gute Idee, die Anrechnung von Arbeitseinkommen auf Hartz IV abzuschaffen?

Auf der Veranstaltung „Grundeinkommen – Fangen wir mal klein an“ geht es darum, wie man dem Grundeinkommen politisch-praktisch näher kommt, ohne sich auf eine Megareform im Wert von 700 Milliarden Euro jährlich zu kaprizieren, die sowieso nicht kommt.