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Reiseziele

26. Juli – 5. August 2017 Schottland

Reiseleitung: Eberhard 'Paddy' Bort

Viele Schotten sind stolz auf ihre Traditionen, hier bei "Highland Games" in Ballater. Bild: Archiv

Glasgow – Inveraray – Oban – Loch Ness – Ullapool – Orkney-Inseln – Pitlochry – Edinburgh

Das Land habe ein Lächeln auf den Lippen und einen Willkommens- Gruß in den Augen, schrieb der englische Reiseschriftsteller Henry Vollam Morton, als er Schottland 1929 bereiste. Und die Bewohner des Landes? Nach gängigen Vorstellungen sind sie sparsam und tapfer, spielen Dudelsack und tragen Röcke, trinken Whisky und beherbergen Ungeheuer in ihren Seen.

Das moderne Schottland dagegen ist weniger bekannt. Seit dem 1. Juli 1999 hat Schottland wieder ein eigenes Parlament. Die Ölindustrie hat dem Land Auftrieb gegeben, Aberdeen ist Ölhauptstadt Europas, und das Öl gab auch dem Streben nach Unabhängigkeit Aufrieb.

Zwar ging das Referendum im Herbst 2014 verloren, aber der Traum besteht nach wie vor. Die Scottish National Party (SNP), die Schottland regiert, kündigte nach der Brexit-Entscheidung bereits einen neuen Volksentscheid für die Schotten an. Wählt Schottland jetzt die Unabhängigkeit? Mit Politikwissen- schaftler E. Bort und taz-Korrespondent R. Sotscheck erkunden Sie die aktuelle Stimmung vor Ort.

Wer aber sind die Schotten? „Wir glauben zu wissen, wer wir sind“, sagt Magnus Linklater, der Kolumnist. „Wir besitzen ein viel größeres Selbst- vertrauen in Bezug auf unsere Nationalität als die Engländer. Aber genau wie sie kommen wir aus allen Himmelsrichtungen. Manche stammen aus Irland, andere sind Kelten, aber niemand weiß genau, wo die Kelten herkamen. Sie sind die romantische Seite der Schotten. Wieder andere, wie ich, haben Wikingerblut in den Adern.

Und Einige von uns stammen von den Pikten ab, aber niemand weiß auch nur das Geringste über die Pikten.“ Es waren jedoch die Skoten, denen Schottland seinen Namen verdankt. Sie waren Kelten und kamen wahrscheinlich aus Irland herüber.

Pikten und Skoten fielen immer wieder plündernd in den römisch besetzten Süden Britanniens ein, so dass Kaiser Hadrian ab 122 n. Chr. an der schmalsten Stelle der Insel eine Mauer errichten ließ, den Hadrianswall. Er bildete die Nordgrenze des Römischen Reiches.

Der Schutzwall sorgte dafür, dss Schottland eine eigene, keltisch beeinflusste Entwicklung nahm, die zum Teil bis heute nachwirkt. Henry Vollam Morton sinnierte, als er am Hadrianswall stand: „Die schottische Seite der Mauer ist niemals überwunden worden. Auf dieser Seite gab es viele Weggenossen, aber keine Herren. Hier wurden viele Lieder gesungen, aber keine Gesetze geschaffen.“

Schottland sei die siebtreichste Nation der Welt, das gehe aus OECD-Zahlen hervor, sagt Angus Robertson, der SNP-Fraktionschef im Londoner Unterhaus. „Wir besitzen die beiden größten Exportindustrien Britanniens, Öl und Whisky, den viertgrößten Bankensektor der EU. Wir müssten unglaublich inkompetent oder ständig betrunken sein, wenn wir es nicht schaffen sollten, wirtschaftlich zu überleben.“

Modernisierung und Wirtschaftsentwicklung sind eine Seite Schottlands, doch auch die andere Seite, die Theodor Fontane nach seiner Schottlandreise beschrieben hat, gibt es immer noch: „Es war eine der schönsten Reisen in meinem Leben. Ich habe nie Einsameres durchschritten.“