: Alte braune Herren
Die Linke fordert die Suspendierung des beim Finanzamt Tierpark tätigen Götz Noack. Er soll rechtsextreme Veranstaltungen verantwortet haben
Am vergangenen Wochenende war Björn Clemens beim Neujahrsempfang der NPD-Fraktion in Sachen einer der Ehrengäste. Heute sollte der in der rechtsextremen Szene beliebte Redner eine Festrede zum „Reichsgründungskommers“ bei der „Hamburger Burschenschaft Germania“ halten. Gestern, nachdem das „Bündnis gegen Rechts“ eine Kundgebung ankündigte, ließ die Burschenschaft aber verkünden: „Achtung! Terminverlegung“. Nachfragen sind unerwünscht. „Dazu möchte ich Ihnen keine Auskunft geben“, sagt ein Germane.
Einer der Zuhörenden von Clemens Referat „Schicksalsfrage Geschichtsbewusstsein“ hätten Götz Noack sein können, Vorsitzender des „Altherrenverbands der Hamburger Burschenschaft Germania e.V.“. Noack, der beim Finanzamt Hamburg-Nord stellvertretender Vorsteher war und heute beim Finanzamt Tierpark arbeitet, betont, „alle Parteien seien bei ihnen vertreten, die NPD ist ja nicht verboten“.
Seit Jahren lädt die Burschenschaft Referenten ein, die bei der NPD referierten oder in der Parteizeitung „Deutsche Stimme“ publizierten, betont Felix Krebs, Koautor des Buches „Und er muss deutsch sein“ über die Hamburger Studentenverbindungen. Krebs kann auch belegen, dass zumindest 2007 die NPD-Funktionäre André Kinnigkeit und Arne Riecken der Germania angehörten.
„Die Alten Herren“, sagt Krebs, „tragen nicht nur die politische Verantwortung für die Veranstaltungen im Germanenhaus mit, sie sichern auch die Finanzierung des Hauses ab“. Als Finanzbeamter dürfte Noack ein kompetenter Berater sein. Von 1994 bis 1998 war er Vorsitzender des „Studentenwerkes Harry Lange“. 1977 meldeten Bundesbrüder der Germanen den Verein an, der sich um die Absicherung des 1959 erworbenen Hauses in der Sierichstraße bemüht. „Wir sind auf Spenden angewiesen“, heben sie auf ihrer Website hervor und weisen darauf hin, dass man „steuersparend“ spenden kann. Denn ihr Dachverband „Verband für Studentenwohnheime e.V.“ sei gemeinnützig.
„Als Vorsitzender des Studentenwohnheims verantwortete Noack rechtsextremistische Veranstaltungen“, sagt Christiane Schneider, innenpolitische Sprecherin der Linken. Sie fordert von Finanzsenator Michael Freytag (CDU) „die Suspendierung des Herrn Noack“. Daniel Stricker, Pressesprecher der Finanzbehörde sagte: „Zu Äußerungen in einem Flugblatt, die ausschließlich die Privatsphäre eines Mitarbeiters betreffen, nimmt die Finanzbehörde grundsätzlich keine Stellung.“
Das Bündnis gegen Rechts glaubt nicht an die Terminverschiebung. Um 19 Uhr beginnt in der Sierichstraße die Gegenkundgebung. ANDREAS SPEIT