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Archiv-Artikel

Und immer wieder Grotelüschen

VERDACHT Niedersachsens Landwirtschaftsministerin bleibt in den Schlagzeilen. Vorwurf diesmal: Beihilfe zur illegalen Beschäftigung und zur illegalen Arbeitnehmer-Überlassung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt

Von BES
Ist der Arbeiter krank, ist das sein Problem. Wenn er stirbt, ist er tot

Niedersachsens Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) bleibt Schlagzeilen-Garantin der Landesregierung. Diesmal sorgen Ermittlungen der Oldenburger Staatsanwaltschaft fürs Medienecho: Der Verdacht lautet Schwarzarbeit, genauer: Beihilfe zur illegalen Beschäftigung und zur illegalen Arbeitnehmer-Überlassung, wie der NDR am Mittwochabend informierte.

Ermittelt wird dabei gegen einen Schlachtbetrieb in Wildeshausen, die „Geestland Putenspezialitäten GmbH und Co KG“ – die der Ahlhorner Mastputenbrüterei von Grotelüschen zu nicht unerheblichen Teilen gehört: Als Gesellschafterin ist Familie Grotelüschen mit 14 Prozent dabei. Ein Ministeriumssprecher betonte allerdings, dass Astrid Grotelüschen seit Amtsantritt alle Geschäftsbeziehungen zum Unternehmen ihres Gatten Garlich gekappt habe.

Laut Staatsanwaltschaft lässt sich derzeit wenig über die Ermittlungen sagen. Die im August bei einer Hausdurchsuchung in der Geestland-Putenspezialitäten-Fabrik beschlagnahmten Akten würden „zurzeit noch ausgewertet“, resümierte eine Sprecherin der Justizbehörde.

Bemerkenswert ist die legale Beschäftigungspolitik des Schlachtbetriebs: Das Unternehmen rekrutiert seine Arbeiterkolonnen in Osteuropa, vorzugsweise in neuen EU-Ländern wie Bulgarien. Die Arbeiter werden per Werkvertrag an die Schlachterei gebunden. In der sind sie zu bulgarischen Lohnbedingungen tätig – mit den Risiken selbstständiger Unternehmer: Genügt das Schlacht-Werk nicht den Qualitätsansprüchen des Auftraggebers, kann der’s ablehnen. Ist der Arbeiter krank, ist das sein Problem. Wenn er stirbt, ist er tot.

Dieses Modell steigert die Wettbewerbsfähigkeit der Wildeshauser Schlachterei erheblich – und liegt damit ganz auf der Linie der Ministerin: „Die Globalisierung lässt sich nicht aufhalten“, hatte sie einem Branchenforum anvertraut, und entsprechende Anstrengungen der heimischen Landwirte eingefordert. Doch der Grat zur Illegalität bei diesem Modell ist schmal: Sobald die bulgarischen Unternehmer mit der Stammbelegschaft zusammenarbeiten, ist er überschritten. Dann wären sie in den Fabrikbetrieb eingegliedert worden – und hätten zu hiesigen Konditionen beschäftigt werden müssen. Was den Gewinn der Putenspezialitäten GmbH geschmälert hätte, und den ihrer AnteilseignerInnen. BES